Donnerstag, 20. Oktober 2016

Der äußere Gegenstand ist Deutung unseres Gefühls.



F. Das Ich setzt einen notwendigen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Gefühl und einer bestimmten Anschauung; nach welcher Regel verfährt es hiebei? Hierüber kann es keine Regel geben, dieser Zusammen- hang gründet sich auf das Ich, das Ich muss so verfahren. Dann [sic] was ist Objekt? 

Zuvörderst, das Objekt ist ein solches, welches ein bestimmtes Gefühl erregt. z. B. grün, rot. Dies Prädikat, das dem Gegenstande beigelegt wird (z. B. es ist rot), wird nicht mehr angeschaut, sondern bloß gefühlt, und die Verknüpfung desselben mit dem Gegenstande geschieht in einem Zustand des Gemüts. 

Ferner kommt dem Objekte zu der Charakter eines Objekts überhaupt; dass angeschaut wird, dass es der idea- len Tätigkeit vorschwebt, dies gilt von allen Objekten, sowohl eingebildeten als reellen. Denn der eigentliche Charakter des Objekts, der Realität, [ist,] dass es gesetzt ist zufolge des Gefühls. Von den übrigen Eigenschaften, sie ihm etwa noch zukommen können (z. B. Ausdehnung im Raume), [reden wir] in der Zukunft. Dass ein Ob- jekt im Raume ist und in demselben einen Ort einnimmt, dies folgt aus der Anschauung, das Geühl aber ist in uns und wird auf den Gegenstand, der außer uns sein soll, übertragen. Der äußere Gegenstand ist Deutung unseres Gefühls. 
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 105



Nota. - Wenn Denkzwang ein Gefühl ist, können nicht eingebildete Objekte überhaupt, sondern nur notwendig eingebildete Gebilde Objekte werden. Wahnideen und reine Phantasieprodukte gingen somit nicht in den "einen Zustand des Gemüts" ein. Das könnte man allenfalls so drehen, dass gerade dem  Irren seine Ideen zwanghaft kommen. Aber wird nicht damit die ganze Erörterung sinnlos?

(Es ist hier ausdrücklich von Realität die Rede, also dem, was dem wirklich tätigen Subjekt widerfährt; nicht aber von transzendentaler Spekulation.)
JE


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