Samstag, 16. März 2019

Wie wird aus meinem Begriff ein allgemeingültiger?


Bleibt die Frage, wie der Begriff, den ich mir selbst gemacht habe, unter die Leute kommen und zu ihrem Verbindungsmittel werden konnte. 

Dafür liefert Fichtes Rechtsbegriff  das Standardmodell.

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Rekapitulation: Meine Absicht erscheint an meinem Gegenstand als dessen eigene Bestimmung. Dies, solange meine Tätigkeit nur im Vorstellen besteht, lediglich als Vorstellung. Dabei gerät meine Absicht wie meine Vor- stellung leicht in Vergessenheit, und die Bestimmung des Gegenstandes scheint ihm selber anzugehören. Und so darf es bleiben - solange ich nur vorstelle. Begriff lediglich 'für mich', in der Anschauung.

Das reale Tätigwerden geschieht dagegen außer mir in Raum und Zeit: am Gegenstand selbst; zumeist mit der Hand. Damit hört dessen Bestimmung auf, lediglich meine Sache zu sein: Eine andere Intelligenz kann - beifällig oder ablehnend - zur Kenntnis nehmen; nicht bloß in der Vorstellung, sondern 'mit den Händen'. Allerdings nur in der Vorstellung, sofern er nicht selber tätig wird - mit den Händen. In der bloßen Vorstellung bliebe er ihm in der Schwebe, als lediglich möglich und als solcher noch nicht ganz bestimmt; weniger als ein Begriff denn als eine Ahnung.

Zu seinem Begriff wird ihm meine Bestimmung des Gegenstandes in dem Moment, da er an ihm selber tätig wird - und also meine Bestimmung bestätigen oder verwerfen muss: mit den Händen. Werden und bleiben sie beide an ihm tätig, so bestimmen sie ihn weiter, bestimmen ihn - nein: ihre Tätigkeit und durch sie ihn - wechsel- seitig; und erreichen einen Punkt, wo ihr sich konkretisierender (Zweck-)Begriff sprachliche Form annehmen muss, um fort bestimmt werden zu können. Sie teilen ihn und können ihn mit teilen und sich zu einer Reihe ver- nünftiger Wesen ausbilden.

So entsteht eine intelligible Welt, landläufig als Vernunft bekannt  - der logische und historische Ausgangspunkt der Transzendentalphilosophie sowohl als ihr Gegenstand. 

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In der Wirklichkeit wird man sich die Ausbilduung einer Reihe vernünftiger Wesen prozessierend und syste- misch vorstellen müssen: Die praktische Wechselwirkung macht ja keine Pausen, und die Arbeit, gemeinsame Begriffe zu synthetisieren, ebensowenig. Es wird sich, wie noch heute bei der gewöhnlichen Alltagskonversa- tion, um einen inventorisch tastenden Dauerversuch gehandelt haben. Die Bedingung ist immer der Schritt zu praktischer Tätigkeit in der Sinnenwelt, in Raum und Zeit und Licht und Luft. Anders als in Licht und Luft könnten sie denselben Gegenstand nämlich gar nicht treffen, nicht einmal in der Vorstellung; denn täten sie es durch Zufall, könnten sie es nicht wissen.

Und wenn ich's recht bedenke, ist es auch an den Spitzen der Wissenschaft bis heute so geblieben; mit der Zu- gabe, dass dort dem Bestimmen der Begriffe eine eigene Abteilung gewidmet wird. Da kann die Wissenschafts- lehre bis heute allezeit regulierend behilflich sein. 




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