Sonntag, 18. Januar 2015

Kant wollte alles aus Begriffen dartun.


artscience

Dieser Punkt ist in der Kantischen Darstellung nicht ganz richtig behandelt und hat Veranlassung zu einem System gegeben, wo zwar der Raum a priori sein soll, in welchem aber die Objekte a posteriori hinzukommen sollen.

Kant behauptet auch, dass die Objekte a priori im Raum sein sollen; er schließt aber indirekt. Der Raum ist ihm a priori, er ist ideal, sonach müssen auch die Objekte ideal sein: Kant wollte alles aus Begriffen dartun, drum wird auch seine transzendentale Ästhetik so kurz; das geht aber nicht, das Vernunftwesen ist nicht nur begreifend, sondern auch anschauend. Er bewies seine Anschauung vom Raume durch Induktion, Kant sagt nicht, dass der Raum gegeben werde; er sagt, dass unseren sinnlichen Vorstellungen etwas zu Grunde liege, dass es Noumene gäbe; er hat sich nicht deutlich darüber erklärt; er nennt es etwas, es ist aber nicht etwas, das Sein hat, sondern Handeln.
_________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 113


Nota. - Die sogenannten orthodoxen Kantianer seiner Zeit, auf die Fichte hier anspielt, beriefen sich nicht ganz zu Unrecht auf den Meister. Dieser hatte dem Wissen Grenzen gesetzt, um dem Glauben Platz zu machen, und namentlich hatte er sein Apriori - Zeit und Raum und die zwölf Kategorien - nicht nach seiner Herkunft befragt; so dass es jedermann freigestellt blieb, es für die Verfügung einer höheren Intelligenz zu halten. Fichte schneidet diese Möglichkeit ab. Ihm geht nicht erst das aposteriorische, reale Wissen auf eine Handlungsweise des Subjekts zurück, sondern schon dessen apriorische kategoriale Voraussetzungen - weil nichts woanders herkommt als aus dem handelnden Ich. Für das Walten einer höheren Macht ist dann kein Platz mehr.
JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen