Die meisten Idealisten vor Kant sagten, die Vorstellungen sind in uns, weil wir sie in uns hervorbringen; sie verstanden es so: Wir können diese hervorbringen oder nicht. Dies ist ein grundloser Idealismus.
Es lassen sich zwei Wege denken, die das Räsonnement leiten, //21// entweder man geht aus von der uns bekannten Beschaffenheit der Welt oder den notwendigen Vorstellungen, die im Bewusstsein vorkommen: Dies ist ein bloßes Herumtappen und Probieren; man lässt sich immer das Resultat vor Augen schweben. Dies taugt nicht.
Oder man geht aus von der Handelsweise des vorstellenden Wesens und zeigt nun, wie nach diesen Gesetzen solche Vorstellungen zu Stande kommen, man hat da nur die Art vor Augen, wie etwas zu Stande kommen soll. Wenn man so zu Werke geht, so wird von allem Wirklichen abstrahiert. Wäre der Grundsatz richtig und würde richtig aus ihm gefolgert, so muss das Resultat mit der gemeinen Erfahrung übereinstimmen. Träfe etwa beides nicht zusammen, so würde nicht gerade die Unrichtig-keit des ganzen Unternehmens, sondern nur des Verfahrens durch einen Fehlschluss folgen; diesen müsste man aufsuchen. –
Es ist zu erweisen, dass das Ich sich nicht setzen könne, ohne noch manches andere zu setzen. Dies wäre lediglich in der Selbstanschauung nachzuweisen, so wie* das erste Gesetz, dass ich mich nur auf diese Weise setzen kann. Dies wäre der Gang des Systems. ...
Ferner die Einsicht in dieses System gründet sich darauf, dass man alle Handlungen, die hier betrach-tet werden, innerlich nachmacht. Denn es zählt nicht eine Reihe von Tatsachen auf, die nur so gege-ben werden, sondern eine Reihe von Handlungen, in denen bemerkt wird, worauf es ankommt.
*) [so wie = als]
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 20f.
Nota. - Das System ist ein Modell. Aber das Modell kommt nicht zustande, indem man aus allen möglichen Varianten (in Wahrheit: der begrenzten Zahl derer, die einem einfallen) einen Durchsch-nitt ermittelt, sondern indem man ins Modell nur das aufnimmt, worauf es ankommt.
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 20f.
Nota. - Das System ist ein Modell. Aber das Modell kommt nicht zustande, indem man aus allen möglichen Varianten (in Wahrheit: der begrenzten Zahl derer, die einem einfallen) einen Durchsch-nitt ermittelt, sondern indem man ins Modell nur das aufnimmt, worauf es ankommt.
Was aber ist es, worauf es ankommt? Das kann man nicht her aus suchen, sondern muss es vor aus setzen. Hat man das Richtige getroffen, "so muss das Resultat mit der gemeinen Erfahrung über-einstimmen". Das ist der Prüfstein: Eine 'Reihe vernünftiger Wesen' ist das historisch Reale. Dies muss erklärt werden.
JE
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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