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Sonntag, 19. Juni 2016

Materiale Logik II.


 Anne Vallayer-Coster, 1787

Das erste absolut freie, unbedingte Handeln ist das Setzen des Ich durch sich selbst; aus diesem könnteeine anderes notwendig folgen, von dem man sagen könnte, es sei notwendig, aber freilich nicht absolut, sondern bedingt.

In dem ersten Handeln des Sichsetzens findet schon Freiheit statt. Es ist möglich, dass man nicht auf sich, sondern auf Objekte reflektiere. Dies hängt von der Freiheit ab. Aber wenn ich auf mich reflektiere, so kann ich dies nur durch eine in sich zurückgehende Tätigkeit.

So verhält es sich schon mit dem Prinzip, und so könnte es wohl kommen, dass wir auf eine Reihe notwendiger Handlungen stießen, welche bedingt würden durch das Setzen des Ich, und so würde der Satz, das Ich ist, was es ist, durch //20// sich selbst, der vorher nur formale Bedingungen hatte, materiale Gültigkeit bekommen.

Das Ich ist, was es ist, darum, weil es sich durch sich selbst setzt. Das Selbstsetzen ist nur auf eine gewisse Art möglich, dies setzt, diese setzt eine andere voraus, diese wieder eine andere usw.
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Wissenschaftslehre nova methodo, II. Einleitung, Hamburg 1982, S. 19f.


Nota. - Die Wissenschaftslehre sei 'bloße Logik', schrieb Kant in seiner berüchtigten Erklärung gegen Fichte anlässlich des Atheismusstreits. Das ist mehr falsch als wahr, denn sie ist keine Logik der gesetzten Begriffe und notwendigen Schlüsse, sondern eine Genetik des bedingt-notwendigen Vorstellens. Bloße Logik ist das nicht. Es ist nicht nur Verfahren, sondern hat Gehalt; es hat Blut, Fleisch und Knochen.
JE


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