Seiten

Samstag, 4. Juni 2016

Schluss der Ersten Einleitung in die WL nova methodo.



ad III. 1.) Die Untersuchungen der Wissenschaftslehre sollen auf Neue angestellt werden, als wenn sie noch nie aufgestellt wären. Die Bearbeitung wird dadurch gewinnen, denn seit der ersten Bearbeitung sind die Prinzipien weiter fortgeführt worden, und dies gibt eine klarere Einsicht derselben. Auch fand Dozent dadurch, dass er mit den verschiedenartigsten Köpfen darüber sprach, woran es bei manchem lag, dass die Sätze noch nicht einleuchteten. Doch wird auch auf die erste Darstellung Rücksicht genommen werden.

2) Die erste Darstellung ist dadurch etwas beschwerlich worden, weil die Bedingung der Möglichkeit der Sätze nicht in der natürlichen Ordnung, sondern in einem theoretischen und praktischen Teil abgehandelt wurden; dadurch sind nun Dinge, die unmittelbar in einander eingreifen, zu weit von einander gerissen, welches nun nicht mehr geschehen soll.

Dann sollen noch ausdrücklich und gründlich abgehandelt werden die Reflexionsgesetze in Vereinigung und Verbindung mit dem, was daraus eintsteht. (Dieses Versprechen konnte wegen Mangel an Zeit nicht erfüllt werden.) Reflektieren heißt seine ideale Tätigkeit auf etwas richten; dies geschieht nur //11// nach gewissen Gesetzen, und dadurch wird das Objekt der Reflexion so und nicht anders.

Dozent leitet in seinen Vorlesungen ein bestimmtes Denken, und wer nicht mitdenkt, der erhält nichts; nur der, der mitdenkt, kann Nutzen haben. Für die, die nicht selbst mitdenken, möchte er seinen Vortrag in Arabisch machen.
_________________________________________________________ 
Wissenschaftslehre nova methodo, I. Einleitung, Hamburg 1982, S. 10f. 



Nota. - Die Grundlage der gesamtem Wissenschaftslehre war entstanden als Begleittext zu Fichtes erstem Vortrag der WL in Jena 1793-94, der bogenweise nach und nach an die Hörer ausgegeben wurde. Das merkt man ihr immer noch an, dass sie noch im Verlauf der Vorlesungen ausgearbeitet wurde. Namentlich die konventionelle Unterteilung in erstens einen theoretischen und zweitens einen praktischen Teil ist verwirrend. Den theoretischen Teil vielmehr aus dem Praktischen hervorgehen zu lassen, war die Hauptaufgabe der WL nova methodo. 

Die obige Bemerkung " Dieses Versprechen konnte wegen Mangel an Zeit..." verweist darauf, dass Krauses Reinschrift erst nach dem Abschluss der Vorlesungen im März 1799 zu Papier gebracht wurde. Wegen des Atheismusstreits stand F. am Ende des Vortrags unter Zeitdruck. JE

 


 

Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen