Sonntag, 3. Mai 2015
Denkgesetze und genetische Darstellung.
Alles Geistige wird durch sinnliche Ausdrücke bezeichnet, daher kommen viele Missverständnisse. Denn die Zeichen sind oft willkürlich, und darum muss erst, wenn man ein Zeichen gebraucht, eine Erklärung gegeben werden.
Wenn man nun eine Erklärung geben soll, wo das Wort fehlt, da muss man die Sache selbst, d. h. man muss genetisch erklären. Ich setze mich, und indem ich dies tue, bemerke ich, ich tue es auf eine gewisse Art und kann es nur so tun.
Nun kann es kommen, dass ich auch vieles andere nur so tun kann, und d. h. ein Gesetz. Man spricht daher von Gesetzen des Anschauens, des Denken usw.. Dieses notwendige Denken sind [sic] Denkgesetze. Gesetze sind sie eigentlich nur für ein handelnden Wesen, dies sehen wir gewöhnlich für frei an, dann sagen wir: du musst so oder so verfahren, so sagt man nach der Analogie: Das Vernunftwesen muss so oder anders Verfahren, und dies sind seine Gesetze.
Die weitere Aufgabe des Idealismus müsste also sein: Wir sind zu der Einsicht gekommen, dass [im Ich] das Setzende und das Gesetzte dasselbe sind. Ich kann das Ich nur auf eine gewisse Art setzen, aber dies kann ich nicht, ohne auch ein zweites zu setzen, dies nicht ohne ein drittes, und so könnte es kommen, dass wir alles diese Gesetze, denen zufolge die Welt für uns zu Stande kommt, von dem ersten ableiten können. Dies müsste der Idealismus nachweisen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 20
Nota. - Denken ist handeln, diskursiv denken heißt: eine Handlung an die andere knüpfen. In alles wirkliche (empirische) Handeln greift Kontingenz ein - nach Maßgabe der je besonderen Bedingungen, die veränderlich sind. In das Handeln der reinen Vorstellung greift keine Kontingenz ein, weil ihm keine empirischen Bedingun- gen gegeben sind: Will ich dieses tun, dann kann ich es nur so tun. Das heißt: ein Denkgesetz.
JE
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