Freitag, 29. Juli 2016

Das Vorstellen vorstellen.


Vertigo

4) Die ideale und reale Tätigkeit sollen hier gegeneinander noch schärfer bestimmt werden.

A) Keine reale Tätigkeit des Ich ohne ideale. Denn das Wesen des Ich besteht in dem sich selbst Setzen; soll die Tätigkeit des Ich real sein, so muss sie durch das Ich sein; das aber, wodurch sie gesetzt wird, ist die ideale.

Dem Naturobjekte schreiben wir Kraft zu, aber nicht Kraft für sich, weil es kein Bewusstsein hat. Nur das Ich hat Kraft für sich.

B) Umgekehrt keine ideale Tätigkeit des Ich ohne reale. Eine ideale Tätigkeit ist eine durch das Ich gesetzte, die wieder Objekt der Reflexion geworden ist und wieder durch ideale Tätigkeit vorgestellt wird. Sonst wäre das Ich wie ein Spiegel, der wohl vorstellt, aber sich selbst nicht wieder vorstellt. – Dies wieder-Objekt-Sein der idealen Tätigkeit ist mit dem Ich postuliert. Aber dies Objektmachen geschieht durch reale Tätigkeit. Ist letztere nicht, so ist kein Selbstanschauen der idealen Tätigkeit möglich. Die ideale Tätigkeit hätte nichts ohne die reale, und sie wäre nichts, wenn ihr nicht durch reale [Tätigkeit] etwas hingestellt würde.
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 48




Nota. - Es könnte doch sein, dass auch das Tier 'sich etwas vorstellt', und wenn es nur ganz elementar wäre. Träumen können sie jedenfalls - wenn sie nicht 'bei Bewusstsein' sind. Warum sollten sie es nicht mehr können, sobald sie wach werden? Sie können sich allerdings nicht vorstellen, dass und was sie vorstellen. Folglich können sie nicht wissen, ob sie vorstellen wollen - und schon gar, was. Das Vorstellen unterläge also ganz dem Zufall, und das ist nicht das, was wir uns darunter - vorstellen.
JE



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