Dienstag, 4. April 2017

Alles in der Wissenschschaftslehre beruht auf Duplizität der Ansicht.



Dies war das erste in der Synthesis, dass der bloße reine Begriff versinnlicht wurde, das zweite ist: dass die Einbildungskraft hindurch erblickt wurde durchs reine Denken, und dadurch bestimmt wird. Nun entsteht die Wechselwirkung: Das erste Bestimmbare wird selbst zu einem ganzen Systeme, wird zu einem Leibe; aber in Beziehuung auf das Bestimmte, ohne unser Zutun Vorhandene [wird es] die ganze Welt.

Auf das Bestimmen und das Bestimmte gründet sich die ganze Einteilung des Ich. Das erste Bestimmbare, das in der Substanz liegt, wird, insofern es durch das reine Denken aufgefasst wird, als ein Ganzes [aufgefasst], denn das Denken ist stets ein Ganzes, und erhält, bezogen auf die Duplizität des Bestimmens und Bestimmtseins als Ganzes, doppelte Ansicht: Es ist in Beziehung auf das Bestimmende mein Leib, in Beziehung auf das Bestimmt- sein die ganze Welt.

Also ich=x, ich Seele, ich Leib ist ganz einerlei, es sind bloß doppelte Ansichten; weiter: Ich Leib und Sinnen- welt außer mir ist wieder einerlei und eine besondere Ansicht. Alles in der Wissenschschaftslehre beruht auf Duplizität der Ansicht. Zwischem dem Höchsten, ich=x, und dem Niedrigsten der formlosen Substanz liegen verschiedene Glieder, die in der doppelten Beziehung auf Obiges bald subjektiv, bald objektiv sind; aber ich bin für immer selbst der Gegenstand; ich selbst bin mir unbegreiflich, Subjektobjekt, welches doch ursprünglich als eins gedacht werden soll.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 211
 



Nota. - Ich erblicke dieses durch jenes hindurch - das sind keine Begriffe. Dieses und Jenes und Erblicken sind Bilder, man muss sie sich lebhaft vorstellen, sie sind kein begriffenes Guthaben, das man zu Buche schlagen und... jemand anderm zur Prüfung vorlegen kann. Den andern kann man immer nur einladen, es selber zu versuchen; zwingend aus gemeinsamen Prämissen argumentieren kann man hier nicht, es kann sich jeder sträuben, wie er will. Der Form nach ist es mehr Kunst als Wissenschaft. Aber nur der Form nach; der Sache nach ist es jedem zuzumuten, einer besonderen Begabung oder Berufung bedarf es nicht, nur der Absicht.
JE





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