Sonntag, 30. April 2017

Ich bin Individuum zuerst im Reiche der Vernünftigkeit.


G. A. Sartorio
 
Also die Aufgabe ist: Das Setzen der Bestimmtheit, oder der Denkakt in diesem Setzen unsrer als Individuum, welches Wahrnemung ist und auf eine Wahrnehmung außer uns deutet, soll beschrieben werden. Zwar denken wir uns in die Sinnenwelt nur als Ursache hinein, und in dieser Hinsicht sind andere freie Wesen auch Noume- ne, aber dies ist doch nur, in wiefern wir unser Bestimmen als subjektives und ideales hinstellen. Es ist aber auch notwendig, dass dieses auch objektive Ansicht der Bestimmtheit habe. Diese ist Wahrnehmung, folglich: Ich bin Individuum im Reiche der Vernünftigkeit, mit diesem hängt mein Denken zusammen; deswegen auch eine Ansicht der Objekte mit der Ansicht der anderen freien Wesen.

A. Ich erscheine mir nicht etwan als Ich überhaupt im Gegensatz der Natur, sondern als Individuum im Ge- gensatz mit einer vernünftigen Welt außer mir. Als solches finde ich mich nun, d. h. ich finden mein Sein nicht als Sein des Dinges, sondern nur [die] Bestimmtheit der moralischen Handlungsmöglichkeiten nicht hervorge- bracht durch mein Denken, sondern als //229// unabhängig davon vorhanden. Wie allenthalben erscheint dieses Denken bloß als Nachbilden; nicht wie das Denken im Zweckbegriff als durch sich selbst bestimmt und Vor- bild eines Produkts in der Sinnenwelt.

Ich bin einmal das, was ich bin, ohne mein Zutun, so kommts mir vor und muss mir so vorkommen. Dieses ist die Bestimmtheit, von der ich spreche. Sie soll an sich so sein; es soll nun einmal so sein. Es soll bloße Denk- notwendigkeit sein als solche.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 228f. 



Nota. - Genetisch geht das Bewusstsein hervor aus dem Selbstsetzen des Ich im Setzen eines NichtIch. Empi- risch (historisch) hebt die Bewusstwerdung der Individuen jedoch am sich-Finden in einer Welt von vernünfti- gen Wesen an. Das sich-Auffinden in einer Sinnenwelt und das Begreifen des Subjekt-Objekt-Gegensatzes geht daraus erst hervor.
JE






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