Freitag, 4. Juli 2014

Um ihrer selbst willen.



Indem man die Pflicht schlechthin um ihrer selbst willen erfüllt, erhebt man sich über alle sinnliche Antriebe, Absichten und Endzwecke; man thut etwas, nicht damit dies oder jenes in der Welterfolge, sondern bloss und lediglich, damit es selbst geschehe, und der Stimme in unserm Innern Gehorsam geleistet werde.
 

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Appellation an das Publicum über die durch ein Churf. Sächs. Confiscationsrescript ihm beigemessenen atheistischen Aeusserungen, SW V, S. 203


Nota.

Mit Verlaub, es ist verwirrend. In dem Aufsatz Über den Grund unseres Glaubens... hatte er gerade die Fiktion eines moralischen Endzustandes eingeführt, in dem alle Gebote des Gewissens realisiert wären, und der seinerseits rückwirkend den Glauben begründen sollte. Wie kommt er zu dieser Fiktion? "Durch Abtraktion", ist seine Antwort - ohne dass wir erführen, wer oder was ihn im sittlichen Bereich das Abnstahieren geheißen hat. Und hier nun, einem Text, der insbesondere der Erläuterung besagten Aufsatzes dient, erfahren wir erneut, dass man seine Pflicht je im Einzelnen und um ihrer selbst willen zu tun habe, ohne auf einen Endzweck abzusehen.

Vielleicht kann einer meiner Leser mir diesen Widerspruch auf anthitetisch-synthetische Weise auflösen. Bis dahin bleibe ich dabei: Er ist nur entstanden, weil F. sich mithilfe eines Tricks einen Grund für unseren Glauben erschlichen hat.
JE

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