Samstag, 23. April 2016

Der Begriff des Seins ist kein ursprünglicher, sondern ist von der Tätigkeit abgeleitet.



§2

Man werde ferner finden, wird behauptet, dass man sich im Entwerfen des Begriffs vom Ich nicht tätig setzen könne, ohne diese Tätigkeit als eine durch sich selbst bestimmte, und diese nicht ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit oder Bestimmbarkeit zu setzen, welches Übergehen eben die bemerkte Tätigkeit ist ( N. 1 et 2 supra). 

Den durch die bestimmte Tätigkeit entstandenen Begriff könne man gleichfalls nicht fassen, ohne ihn durch ein entgegengesetztes NichIch zu bestimmen, das Bestimmbare sei dasselbe, was oben das Ruhende war (§1), weil es eben zur Tätigkeit bestimmt wird, und das, was in Beziehung auf die Anschauung des Ich Begriff desselben sei, sei [in Beziehung] auf das NichtIch Anschauung. / Es sei nämlich Begriff des Anschauens (N. 4). 

Dem NichtIch komme zu Folge der Entgegensetzung zu der Charakter der Negation der Tätigkeit, das ist der des Seins, welcher der Begriff aufgehobener Tätigkeit, sonach nicht ein irgend ursprünglicher, sondern ein von der Tätigkeit abgeleiteter und negativer sei.
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Wissenschaftslehre nova methodo, S. 43f.   


Nota. - Das ist der wesentliche Unterschied zwischen der rationellen Dialektik Fichtes und ihrer Hegel'schen Mystifikation: Positio und Negatio sind nicht gleich-ursprünglich; Sein setzt Tätigkeit voraus, die sie negiert, und beide setzen voraus einen Tätigen und Negierenden, für den sie sind. - Den Tätigen und die Tätigkeit scheidet Hegel aus, für ihn sind Sein und Nichts 'an sich' da, Tätigkeit entsteht erst aus dem Gegensatz beider; bei H.'s Subjekt-Objekt ist auch die subjektive Seite ein Objektivum.
JE

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