Mittwoch, 12. Juni 2019

Wann ist die Aufgabe der Transzendentalphilosophie erfüllt?

  E. Hicks

Der sachliche Gehalt der Aufforderung durch die Reihe vernünftiger Wesen ist der, dass ich mir, um meiner problematisch vorausgesetzten Zugehörigkeit zu ihr Anerkennung zu verschaffen, in der sinnlichen Welt Zwecke setze.

Denn nichts anderes als dies ist es, das sie erstens zu einer Reihe, und zweitens zu einer Reihe vernünftiger Wesen bestimmt. 


Nicht schon dass sie, jeder für sich, ohn' Ende bestimmen, was immer ihnen vorkommt, und dass sie sich in ihrer intelligiblen Welt und in ihrer jeweiligen Freiheitssphäre Zwecke setzen, und womöglich - der Himmel mag wis- sen, wie - alle dieselben. In der intelligblen Welt, die lediglich ein Noumenon ist, bliebe jedes in seiner Sphäre, ohne einem andern zu begegnen. Denn dort stehen sie nicht inWechselwirkung.

Begegnen können sie sich nur in der sinnlichen Welt von Raum und Zeit, denn da muss der eine die Sphäre seiner Freiheit so wählen, dass sie die der andern nicht verletzt: Sie müssen sich - in Raum und Zeit - beschrän- ken. Prosaisch ausgedrückt: In Raum und Zeit stoßen die Zwecke, sobald sie im sinnlichen Produkt realisiert sind, an einander und müssen doch zugleich bestehen können. Nichts anderes ist reale Wechselwirkung.

Die Sphäre ihrer Freiheit so zu beschränkten, dass sie die Freiheitssphäre der andern nicht verletzt, macht Ver- nunft aus - und bestimmt das Rechtsverhältnis.* In der Wirklichkeit wird das wechselseitige Beschränken nicht ohne Streit abgehen, denn nicht immer werden die richtigen Argumente gleich als solche erkannt, weil das In- teresse ihnen entgegensteht.

Dies zu demonstrieren war die Aufgabe der Transzendentalphilosophie. Die Wissenschaftslehre hat sie erfüllt.

*) Dass es Vernunft gäbe, bestreitet heute mancher. Aber ihr Recht reklamieren sie alle. Doch das ist dasselbe.




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