Montag, 1. Dezember 2014

"Ein Affekt des Herzens".


Carlo Finelli

Die moralische Überzeugung, sagt Fichte, entstünde nicht als ein Schluss des Verstandes, sondern als ein Affekt des Herzens.

Erinnert sei im Vorbeigehen, dass es sich bei dem fiktiven moralischen Endzustand, der uns die Gewissheit einer göttlichen Weltregierung verbürgen soll, um einen - Schluss des Verstandes handelt, der das Herz auch von empfindsamen Naturen ganz unaffiziert lässt; was nicht weniger bedeutet, als dass er auf dieser Abstraktion eine Moral oder gar einen Glauben nicht bauen kann.

Nun zum positiven Gehalt. Dass es um das Herz geht, muss man nicht wörtlich nehmen, auch wenn der Autor es so gemeint haben sollte. Entscheidend ist, dass es kein Schluss ist, bei dem der Verstand aus dem Verknüpfen von Begriffen Argumente konstruiert und abwägend sein Urteil fällt. Der Beifall, der hier geschieht, geschieht mit der Wahrnehmung, Anschauung, Vorstellung selber, vor allem Abwägen, vor aller Reflexion. Das ist, ein anderes Wort kommt nicht in Frage, ein ästhetisches Urteilen.

Fichte hat die ästhetische Spur nicht weiter verfolgt, das System der Sittenlehre ist 1798 erschienen, kurz bevor der Atheismusstreit ausbrach, der ihn auf einen dogmatischen Abweg führen sollte. Sein Schüler Herbart sollte diesen Gedanken systematisieren; leider erst, als auch er die Wege der Tranzendentalphilosophie verlassen hatte.

Notabene: Dass der Beifall 'des Herzens' bei dem einen dieser,  bei dem andern jener Vorstellung gilt und sie sich nie anders als durch Zufall auf etwas einigen können, spielt für die Moralität gar keine Rolle. Denn verständigen müssen sie sich nur darüber, was rechtens ist; was im moralische Sinn gut ist, mag jeder für sich entscheiden. Es kommt nur darauf an, dass er sich an das gebunden fühlt, dem er 'von Herzen' Beifall zollt. Er wird dann ein besserer Mensch sein, und über das, was rechtlich ist, wird man mit ihm dann auch sachlicher reden können.




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