Dienstag, 1. September 2015

Alles Erkennen ist praktisch.



Aber alle Erkenntnis des freien Wesens bezieht sich notwendig auf sein Wollen und Handeln, es kann also ursprünglich nicht bloßes Bewusstsein eines Seins stattfinden. Es wird nicht erkannt, ohne dass man sich im Handeln darnach richte, alle Erkenntnis ist praktisch nicht nur in Rücksicht der Veranlassung, sondern auch in Absicht des nachmaligen Handelns. Sein und Handeln stehen in ununterbrochener Wechselwirkung, da ja beides nur eins ist, nur angesehen von verschiedenen Seiten.

Das bloße objektive Denken, die bloße sinnliche Erkenntnis ist nur synthetisch mit dem Bewusstsein des Ersten verknüpft. Der synthetische Vereinigungspunkt ist: Das bloß Erkannte (das Sein) ist immer das Bestimmbare, das Wollen immer das Bestimmte. Bestimmbares und Bestimmtes ist unzertrennlich vereinigt, alle Erkenntnis wäre also eine Erkenntnis eines durch meinen Willen Bestimmbaren. Das Resultat ist: Das im ersten Momente alles Bewusstseins Erkannte wird notwendig angesehen für ein Objekt der Wahl durch freien Willen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 147 




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