Donnerstag, 2. März 2017

Das diskrete Denken synthetisieren.


view.stern

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Allgemeiner regulativer Satz. Wir prüfen ein diskretes zerstreutes Denken. Wir haben mehrere besondere Denkakte aufzustellen, nun sollen diese doch synthetische vereinigt sein, einer nur durch den andern möglich sein. Bei jedem besondern Denken wollen wir prüfen, wodurch dasselbe an den synthetischen Perioden ange- knüpft sei und auf welchem Wege zu einem anderen Denken übergangen werde.

Das unmittelbare Objekt ist das Diskrete, das Besondere, das Vermittelnde für die Synthesis. Diese Bestandteile müssen jetzt charakterisiert werden. Alles Denken ist ein tätiges Bestimmen, also ein Übergehen von Bestimm- barkeit zu Bestimmtheit. Nur, in wiefern wir irgendeinen Zustand des Ich so denken werden, werden wir ein Denken des Ich denken. Es ist also ein sich selbst Bestimmen, da es Denken des Ichs ist, das objektive Denken, womit wir es zu tun haben. 

Das Wesen des Diskreten als solchen ist daher, in welchem das Ich als durchgängig bestimmt erscheine: das Vermittelnde, das sich zu diesem verhält wie das Bedingende, welches sonach in den vorhergehenden Zeitpunkt fallen würde.* Ich habe daliegen A, dieses ist nicht etwa was Besonderes, sondern bloß synthetische Vereini- gung von einem diskreten Denken A, B etc. Wir wollen jetz nicht sehen auf A, sondern einzeln auf A, B, C nach der bequemsten Ordnung.

Ich soll nun z. B. A betrachten; ich muss also anzeigen, was es für ein Denken ist; das hilft aber nichts, da A nicht an und für sich betrachtet wird, sondern als Punkt einer ganzen Synthesis. Es muss also gezeigt werden, wie sich an B α, β usw. anschließt, und daraus muss ich das A herausbekommen. Also ich habe zweierlei zu sehen: Wie ist A für sich, und was ists in Beziehung auf α, β usw.? 

Es ist notwendig, dass wir das unterscheiden, der eigentliche Bestandteil von A ist das zuletzt Bestimmte. Das Unmittelbargegenwärtige, das, wodurch es sich anschließt an B, C [und] wodurch es zum Teil des Synthetischen wird, verhält sich zu Ersterm als bedingendes in der Zeit Vorhergehendes. So ist der Zweckbegriff und die Unvollständigkeit des Willens, nach der er nicht aus sich selbst erklärt werden kann, ist [sic] das Bedingende zum Willen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 194


*) So die Interpunktion in Krauses Ms. Ich lese so: Das Wesen des Diskreten als solchen ist daher, in welchem das Ich als durchgängig bestimmt erscheine: das Vermittelnde, das sich zu diesem verhält wie das Bedingende, welches sonach in den vorhergehenden Zeitpunkt fallen würde. - Das ist rätselhaft genug. Die Red. der GA setzt an die Stelle des Doppelpunkts ein Semikolon; das klingt ganz sinnlos. JE



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