Montag, 30. Juli 2018

Zweck der Vernunft ist Übereinstimmung.

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Religion zwar ist Angelegenheit aller Menschen, und jeder redet da mit Recht hinein und streitet: dies ist Bestimmung des Menschen und Anlage, um allmählich Übereinstimmung, den großen Zweck der Vernunft, hervorzubringen. 

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Rückerinnerungen, Antworten, Fragen [S. 136]


Nota. - Mit andern Worten - Vernunft ist immer da an ihrem Platz, wo Übereinstimmung angebracht ist. Alles andere liegt außerhalb ihres Zwecks.

Wie aber verfolgt sie diesen Zweck? Indem sich alle, die guten Willens sind, zusammensetzen und aufeinander türmen, worüber sie einer Meinung sind, und ausklammern, worüber es Streit geben könnte? Da würde es auf die Dauer nichts als Streit geben, und solchen von der übelsten Sorte, weil ständig die diplomatischen Fronten gewechselt würden.

Übereinstimmung ist gar nicht eine Frage von Meinungen, sondern eine Sache von Denkzwängen. Denn am Anfang stand nicht das eine oder andere Ich, das sich entscheiden konnte, mitzumachen oder nicht. Am Anfang stand die Reihe vernünftiger Wesen, und Vernunft ist nicht etwas, was ich mir auszudenken hätte, sondern das, wozu sie mich auffordern - weil sie es schon haben. 

Dass Übereinstimmung tatsächlich schon stattgefunden hat, ist in der Wissenschaftslehre systematisch vorausge- setzt. Sie stimmen schon überein hinsichtlich der realen Wissenschaften - und wo noch Streit herrscht, hat er den Zweck, die Gegensätze zu überwinden; und es herrscht Übereinstimmung hinsichtlich der allgemeinen Schlussre- geln. Denn das aktuelle Verhältnis, das die Glieder der Reihe vernünftiger Wesen zu einander haben, ist das der Kritik - und sei es auch nur stellvertretend in Gestalt ihrer Gelehrten: immerhin ein Anfang..

Das Ich ist aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Das ist der Zweck von Bildung. Der große Zweck der Vernunft ist fortschreitende Übereinstimmung in der Bestimmung der Welt.
JE

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