Albrecht E. Arnold, pixelio.de
Man nennt die innere Thätigkeit, in ihrer Ruhe aufgefasst, durchgängig den Begriff. ... Der Begriff ist überall nichts anderes, als die
Thätigkeit des Anschauens selbst, nur nicht als Agilität, sondern als
Ruhe und Bestimmt- heit aufgefasst. ...
Im gemeinen Bewusstseyn kommen nur Begriffe vor,
keinesweges Anschauungen als solche; unerachtet der Begriff nur durch
die Anschauung, jedoch ohne unser Bewusstseyn, zu Stande gebracht wird.
Zum Bewusst- seyn der Anschauung erhebt man sich nur durch Freiheit, wie
es soeben in Absicht des Ich geschehen ist; und jede Anschauung mit
Bewusstseyn bezieht sich auf einen Begriff, der der Freiheit die
Richtung andeutet. Daher kommt es, dass überhaupt, so wie in unserem
besonderen Falle, das Object der Anschauung vor der Anschauung vorher daseyn soll. Dieses Objekt ist eben der
Begriff. Nach unserer gegenwärtigen Erörterung sieht man, dass dieser
nichts anderes sey, als die Anschauung selbst, nur nicht als solche, als
Thätigkeit, sondern als Ruhe aufgefasst.
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Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre [1797] SW I, S. 533f.
Nota. - Hier ist erst die Rede von der Herkunft der Begriffe. Sie 'stammen' nicht erst aus der Anschauung, sie sind die Anschauung; allerdings nicht in ihrer tätigen Verlaufsform vorgestellt, sondern als Gedächtnisspur.
Dass die Vernunft hernach aus der Welt der Begriffe ein sich wechselseitig bestimmendes System bildet, das sie als ihre wesentlichste Leistung auffasst und den Schein einer sachlichen, nicht-tätigen 'Dialektik' zulässt, fällt in ein viel späteres (oder früheres, wenn man will) Kapitel der Vernunftkritik.
Tätiges Anschauen ist (noch durch mich) bestimmbar; im Begriff gilt es als (schon durch ein Objekt) bestimmt.
JE
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