Sonntag, 21. Oktober 2018
Das Vernunftwesen ist ein Körper, der durch Freiheit bestimmbar ist.
Dieses Vernunftwesen ist Körper, weil es als wirksam erscheint, sein Körper ist bestimmbar durch Freiheit; so fällt er mir aus, weil ich angenommen habe, es sei ein freies Wesen. Er ist modifizierbar ins Unendliche.
Nun ist Materie nur durch Teilung und Bewegung modifizierbar, hierin müsste also eine Modifikabilität ins Un- endliche bestehen. Es müsste selber darin bestehen, dass es von der Freiheit abhinge, was als Teil und was als Ganzes betrachtet werden sollte; dass jedem Teile eine eigne und eine mit dem Ganzen gesetzte Bewegung zu- gehöre; dass er artikuliert sei. Dies findet sich in der Erfahrung, von dieser Eigenschaft hängt alle Wirksamkeit in der Sinnenwelt ab.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 235
Nota. - Nur weil und insofern das Vernunftwesen Körper ist, hat es Kausalität - nämlich reale Wirksamkeit. Der lebendige Mensch ist ein Ganzes, sofern er als ein Ganzes handelt. Real ist sein jeweiliger Zustand. Der ist kör- perlich-sinnlich und geistig-ideal in Einem; er ist seiner "bewusst". Alle Unterscheidung daran ist Reflexions- produkt. Die Reflexion ist, anders als das Gefühl, frei. Sie scheidet Leib und Bewusstsein voneinander ebenso wie die artkulierten Teile des Leibes, und betrachtet sie jeweils als eins, nämlich ein Ganzes. Sie ist es zugleich, die das Wollen zu einem Zweckbegriff bestimmt, der in der Tätigkeit des artikulierten Leibes Kausalität ge- winnt.
Es ist bei Fichte durchaus nicht so, dass 'der Leib' ein Werkzeug 'des Geistes' sei. Metaphysische Spekulationen sind ihm völlig fremd. Die Wissenschaftslehre will erklären, was vor ihren Augen geschieht, und keine verbor- gene Wahrheiten erschauen. Der Leib steht als Gefühl am Eingang des Bewusstseins, und er schließt es mit dem zweckhaften Handeln ab; einstweilen, bis zur unvermeidlichen nächsten Tat. Das Übergehen vom einen zum andern ist ein fortschreitendes sich-selbst-Bestimmen. Es ist Vermittlung, und als vollständige Vermittlung ist auch das empirische Ich ein Ganzes.
JE
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