Sonntag, 5. Juli 2015

Das Ich und die intelligible Welt sind Noumena.


Luftspiegelung

Das Ich ist, wie es hier ... angesehen wird, etwas Intelligibles, ein Geistiges, es lässt sich bloß negativ bestimmen durch Abstraktion von der äußeren Anschauung. Die Form der äußeren Anschauung Raum und Zeit passt dar-auf gar nicht. Das Ich als ein geistiges ist ein Bestimmtes, das Bestimmbare dazu muss auch rein geistig sein, eine Masse des rein Geistigen (sit venia verbo, es wird sich unten zeigen als ein Reich vernünftiger Wesen, das Ich ist ein Teil dieses Masse; es wird sich unten zeigen, dass das Geistige sich teilen lasse.) Des Ich ist Vernunft und bestimmte Vernunft.

Das Bestimmbare dazu ist alle Vernunft (Wesen meiner Gattung), das Bestimmte bin ich (und da ich mir eine Sphäre des Vernünftigen entgegensetze:) Ich als Individuum.

Wir müssen hier das Bestimmbare und und Bestimmte gegen einander halten; entgegengesetzt sind sie sich darin: Das Bestimmte bin ich, das Bestimmbare bin ich nicht, ist Nichtich; gleich sind sie darin, dass beide gleich geistig sind (lediglich denkbar, Noumene). 

Wie wird nun das bestimmte Ich, in welchem Sinne bin ich Ich, im Gegensatz gegen welche andere Wesen meinesgleichen?

Ich hat uns bisher bedeutet: in sich zurückgehende Tätigkeit, aber damit können wir jetzt nicht weiter auskom-men: dieses charakterisiert nur vernünftige Wesen vor anderen, vernunftlosen Objekten, auch wird sich in Zukunft zeigen, dass in sich zurückgehende Tätigkeit auch den organischen Naturprodukten zukommt. Wir müssen daher noch dieses hinzusetzen: dass mit der in sich zurückgehenden Tätigkeit der Gedanke derselben verbunden sei. /

Es entsteht aus der Bestimmtheit durch mich ein Gefühl, und aus diesem der Gedanke meiner selbst. Also ich finde mich als Objekt und bin mir selbst Objekt; aber ich kann mich unter keiner anderen Bedingung finden, als dass ich mich finde als Individuum unter mehreren geistigen Wesen. ...

Das Bestimmbare ist ein Reich vernünftiger Wesen außer mir. Aber vernünftige Wesen außer mir werden nur gedacht, um das Mannigfaltige zu erklären. Die Vernunft und den freien Willen Anderer außer mir nehme ich nicht wahr, ich schließe nur drauf aus einer Erscheinung der Sinnenwelt; sie gehören daher nicht in die Sinnen-, sondern in die intelligible Welt, in die der Noumene.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 149f.





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