Samstag, 30. August 2014

Kritisch kann man nie genug sein.


Markus Vogelbacher,  pixelio.de

281. Fichte’s Wissenschaftslehre ist eine Philosophie über die Materie der Kantischen Philosophie. 

Von der Form redet er nicht viel, weil er Meister derselben ist. Wenn aber das Wesen der kritischen Methode darin besteht, daß Theorie des bestimmenden Vermögens und System der bestimmten Gemüthswirkungen in ihr wie Sache und Gedanken in der praestabilirten Harmonie innigst vereinigt sind: so dürfte er wohl auch in der Form ein Kant in der zweyten Potenz und die Wissenschaftslehre weit kritischer seyn, als sie scheint. 

Vorzüglich die neue Darstellung der Wissenschaftslehre ist immer zugleich Philosophie und Philosophie der Philosophie. Es mag gültige Bedeutungen des Worts Kritisch geben, in welchen es nicht auf jede Fichtische Schrift paßt. Aber bey Fichte muß man, wie er selbst, ohne alle Nebenrücksicht nur auf das Ganze sehen und auf das Eine, worauf es eigentlich ankommt; nur so kann man die Identität seiner Philosophie mit der Kantischen sehen und begreifen. 

Auch ist Kritisch wohl etwas, was man nie genug seyn kann.

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(Friedrich Schlegel) Athenäum, Ersten Bandes Zweytes Stück. Berlin 1798 



 

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