Donnerstag, 2. Februar 2017

[Wir nähern uns der ursprünglichen Selbstbeschränkung des reinen Willens.]


fodoh
2.

Die Schwierigkeit ist gelöst. Das äußerliche Organ muss da sein, die Möglichkeit ist erklärt: nämlich es ist nur da, in wiefern ich selbst es hemme, in wiefern vor aller Hemmung ein Begriff desselben da ist; dieser wird durch die Aufgabe, es zu hemmen, gegeben, welche aus meinem Willen hervorgeht.

Nota bene, es ist nur die Rede von Wirkung des Freien auf das Freie. (Dass man das äußere Organ auch [als] von einem Äußern abhängend ansehen muss, ist wieder nur eine andere Ansicht des äußern Organs, vide infra.) Das innere Organ ist Seele, das äußere Leib; beides ist Ich, nur in verschiedner Ansicht. Seele entsteht, wenn ich mich durch die Form der inneren Anschauung versinnliche; der Leib [entsteht] durch Versinnlichung der äußern und der innern Anschauung zugleich,

Das höchste Beschränkende ist der Begriff, durch ihn kommt Anschauung in meine ganze Welt. Auf dem praktischen Standpunkte ist das Erste der ursprüngliche reine Wille. Dieser außert sich durch Zweckbegriffe, nicht durch die, die wir oben gar nicht erklären konnten, sondern durch Zweckbegriffe, die schlechthin sind, als erstes absolut Aufgedrungenes; dieser Begriff (ein νουμενον) wird sinnlich realisiert als inneres und äußerliches Organ und als Sinnenwelt, und so kommt der transzendentale Philosoph auf den Boden, er [dieser Zweckbegriff] muss aus absoluten Begriffen erklärt werden, die keinen anderen erklärenden [Begriff] voraussetzen. Diese sind Zweckbegriffe, die aber doch als objektiv erscheinen müssen. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 171



Nota. - Das äußere Organ muss für die Reflexion da sein; das ist es nur, inwiefern ich es hemme aufgrund eines Begriffs, den mein Wille mir gibt. Das höchste, was meine Reflexion beschränkt, ist der Begriff. Durch den Begriff kommt Anschauung in meine Welt: so ist es für die Reflexion alias ideale Tätigkeit. Vom Standpunkt der realen Tätigkeit ist es umgekehrt, dort geht der Begriff aus der Anschauung hervor, die ihrerseits erst durch ihn diese wird. 

Neu ist: dass der reine Wille durch Zweckbegriffe beschränkt wird, die "schlechthin " da sind und aus nichts Höherem (oder Früherem) hergleitet werden können. Das will er uns im Folgenden offenbar erklären. Seine bisherigen Erklärungen zur ursprünglichen Selbstbegrenzung meines reinen Willens haben ihm selber nicht gereicht. Die Spannung steigt.
JE

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