Donnerstag, 13. Dezember 2018
Die Brücke zwischen Intelligiblem und Sinnlichem ist die Kraft.
[Der Begriff von Kraft] ist kein bloß sinnlicher und kein bloß intelligibler Begriff, sondern beides zum Teil. Der Stoff, die Willensbestimmung ist intelligibel, die Form aber, in welche meine Sinnesbestimmung fällt, die Zeit, ist sinnlich. Er ist die Brücke zwischen der intelligiblen und sinnlichen Welt, das, wodurch das Ich heraus- und zu einer Sinnenwelt übergeht.
Durch ihn stellt sich das Ich vor sich selbst als Objekt hin und knüpft sein Bewusstsein an eine objekive Welt. So werde ich mir zu einem Objekte, zu einem Gegenstand der Wahrnehmung, und an die Objektive knüpft sich mir eine Sinnenwelt an; von da geht alle Ansicht der Welt aus.
Darin lag der Fehler aller bisherigen Philosophen, dass man diese Erkenntnis als übersinnlich ansah; da doch unser Bewusstsein von der Wirklichkeit anhebt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 131
Nota. - Ich ist ein Noumenon, Welt ist ein Noumenon. Wir haben es, wie überall in der Wissenschaftslehre, mit Vorstellungen zu tun und nicht mit einem wirklichen Subjekt und nicht mit der Umgebung, in der es lebt. Die Welt ist ein logischer Horizont, Ich ist sein logischer Standort: der Horizont ist wesentlich Nicht-Ich (so wie das Ich ein Punkt ist und keine Linie). Aber Ich soll in der Welt sein: Das kann nur heißen, es soll in, es soll auf das Nichtich wirken. Kraft bedeutet nichts anderes als dies: Die Wirkung eines Intelligiblen auf ein Sinnliches. Mehr ist noch nicht gesagt, aber ohne dies wäre nichts sagbar. Denn aus dem "reinen" Willen würde nie ein wirkliches Wollen.
JE
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