Lothar Sauer
Nicht blosses Wissen, sondern nach deinem Wissen Thun ist deine Bestimmung: so ertönt es laut im Innersten meiner Seele, sobald ich nur einen Augenblick mich sammle und auf mich selbst merke. Nicht zum müssigen Beschauen und Betrachten deiner selbst, oder zum Brüten über andächtigen Empfindungen, – nein, zum Handeln bist du da; dein Handeln und allein dein Handeln bestimmt deinen Werth.
Diese Stimme führet mich ja aus der Vorstellung, aus dem blossen Wissen heraus auf etwas ausser demselben Liegendes und ihm völlig Entgegengesetztes; auf etwas, das da mehr und höher ist, denn alles Wissen, und den Endzweck des Wissens selbst in sich enthält. Wenn ich handeln werde, so werde ich ohne Zweifel wissen, dass ich handle, und wie ich handle; aber dieses Wissen wird nicht das Handeln selbst seyn, sondern ihm nur zusehen.
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Die Bestimmung des Menschen, SW II, S. 248
Nota.
(Irgend)etwas tun muss das Tier auch. Aber es muss nicht entscheiden, was. Was es zu tun hat, ist ihm gattungsgeschichtlich vorgegeben, und das tut es, recht oder schlecht. Es gehört seiner Umwelt, so wie sie ihm gehört. Es kann, was es muss. Es existiert nur als Specimen der Gattung. Es ist empirisch keine Person und logisch kein Subjekt.
Anders der Mensch. Er hat seine angestammte Umwelt verlassen und ist in eine offene Welt aufgebrochen, durch die er sein Leben führen muss. Das kann er so oder so; nur führen muss er. Mit andern Worten, der Mensch ist Subjekt geworden und kann mehr als er muss (als seine Uhrahnen auf den Bäumen mussten). Wenn der Mensch etwas tut, handelt er. Denn er hätte es unterlassen und etwas anderes tun können.
JE
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