Montag, 14. April 2014
Proiectio.
Lothar Sauer
Die Bestimmung des Menschen fährt fort:
Diese [innere] Stimme also kündigt mir gerade das an, was ich suchte; ein ausser dem Wissen Liegendes, und seinem Seyn nach von ihm völlig Unabhängiges.
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Die Bestimmung des Menschen, SW II, S. 248
Nota.
Ist das der feste Punkt, an den er sich halten könnte?
Ich ahne es schon: Es wird doch wieder nur etwas sein, das er sich, um in seiner Sprache zu bleiben, eingebildet hat. Denn was er wissen konnte, reichte ihm ja nicht aus. Es war nur ein Bild. Nur ein Nachbild. Jetzt entwirft er sich ein Vorbild, aus freien Stücken. Und das wäre sicherer?
- Die Bestimmung des Menschen war, wie überhaupt die mit den Rückerinnerungen eingeleitete Wendung in Fichtes Philosophie, die Antwort auf Friedrich Heinrich Jacobis Beitrag zum 'Atheismusstreit', der 1799 unter dem Titel Jacobi an Fichte in Hamburg erschienen war. Und dessen entscheidender, schon einleitend ausgesprochener Vorwurf gegen die Wissenschaftslehre war eben der gewesen: sie verwandele alles Seiende in bloßes Wissen, ein bloßes Bild ohne alle Realität, in ein Schema ohne Wesen. Philosophisch hat er nichts dagegen einzuwenden, für ihn ist Fichte der radikaler Vollender des Vernunftsystems, das Kant unfertig gelassen hatte. Aber gegen dieses System wendet er ein, was Fichte gegen den 'Dogmatismus' (dessen einzig reine Form für ihn die Lehre Spinozas war) eingewendet hatte: Danach könne und wolle er nicht leben.
Jacobis Antwort ist der Sprung aus dem Wissen der Philosophen in den Glauben. 'Glauben' heißt auch, nach 'Zweifel' und 'Wissen', der dritte Abschnitt der Bestimmung des Menschen, in dem wir uns hier befinden.
JE
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