Montag, 31. Oktober 2016

Agilität überhaupt und der leere Raum.



Die Aufgabe ist: nicht einem bestimmten Tun, z. B. Denken, Anschauen pp., sondern einem Tun überhaupt zuzusehen. Die Aufforderung ist: eine Agilität zu beschreiben. Diese kann man nur beschreiben als eine Linie, die ich ziehe. Also innere Agilität ist eine Linie ziehen; nun aber ist hier nicht die Rede von einer Agilität, die geschieht, sondern von einer Agilität überhaupt, von einem bestimmbaren, aber nicht bestimmten Vermögen der inneren Tätigkeit und Agilität.

So eine Linie aber ist bestimmt der Direktion nach. In dem Vermögen müssen aber alle Linien liegen, das Schema des Tuns muss nach allen möglichen Direktionen mögliches Linienziehen sein; dies ist der Raum, und zwar leerer Raum, aber als leerer Raum kommt er nie vor, es wird immer etwas hineingesetz; warum, wird sich zeigen. 

Hier ist nuun vom Tun die Rede; auch das bloße reine Tun ist nichts Erscheinendes.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 110

 


Nota. - Tun-überhaupt 'gibt es' nicht, es ist nicht Etwas und lässt sich nicht anschauen; anschauen lässt sich lediglich die Vorstellung seines Schemas: ein Punkt, von dem aus in alle möglichen Richtungen Linien gezogen werden. Das impliziert, nein: schafft eine Vorstellung vom Raum.
 

Kants Kritik der reinen Vernunft hatte beim Apriori Halt gemacht; bei den zwölf Kategorien und den beiden transzendentalen Anschauungsformen. Woher die kommen, lässt er - wie um Platz für den Glauben zu schaffen - im Ungewissen. Fichte radikalisiert Kant: Auch dessen Apriori ist Bestimmung durch das Ich. 
JE



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