Dienstag, 18. Oktober 2016

Die Objektivität der Welt.



[weiter D)]
Dadurch bekommt nun jenes X eine doppelte Ansicht. Einmal wird es betrachtet als eine Anschauung, die nicht Anschauung  sein soll, das zweite Mal als winw Anschauung, die eine sein soll. Das erstemal ist es das Ding, das an sich auch ohne das Ich exisieren soll, das zweitemal die Vorstellung davon, die mit Freiheit her- vorgebracht werden soll. Das Ding und die Vorstellung davon sind also ein und dasselbe, nur angeschaut von zwei Seiten. Das erstemal ist es das, wodurch die Vorstellung bedingt ist, das zweitemal ists die Vorstellung selbst.

Im gemeinen Bewusstsein äußert sich das so: Wenn auch Ich nicht wäre, so würde doch eine Welt sein. (Dies ist ein Schluss, und indem ich dies behaupte, setze ich mich unvermerkt hinzu.) Dadurch sind wir nun zum eigent- lichen Kern der Objektivität gekommen, wir wissen nun, woher es komme, dass wir Dinge außer uns anneh- men. Das erste, wobei die Freiheit nicht ist, haben wir genannt die Anschauung, die als solche blind ist und nicht zum Bewusstsein kommt; man nennt sie besser das Ding, weil man sich bei der Anschauung noch etwas hinzudenkt, welches angeschaut wird. Das zweite ist die Vorstellung vom Ding.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 104



Nota. - Zur Erinnerung: Die Anschauung Y 'hängt zusammen' mit dem Gefühl X; dies ergäbe den Denk- zwang, der wiederum sei selber ein Gefühl - was seine Realität verbürgt. Die ganze Rabulistik um Sinnlichkeit und Denkzwang hatte also den Zweck, uns deutlich zum machen, dass es sich bei dem Schluss des gemeinen Bewusstsein auf die Objektivität der Welt  weder um einen Denkfehler noch um eine Sinnestäuschung, sondern um eine Notwendigkeit der Vernunft selber handelt, von der allein der Transzendentalphilosoph in seiner Stu- dierstube abstrahieren kann; aber schon nicht mehr, wenn er sie verlässt. - Zu diesem Behufe musste der 'Denkzwang' seinereits zu einem Gefühl objektiviert werden, weil er ohne dies auch lediglich eine zwanghafte Einbildung sein könnte.
JE 


Nota II. - Das obige Foto illustriert als Ayers Rock die Objektivität der geologischen Naturprozesse. Als Uluru ist es aber der Sitz von Ahnen und ihren Geistern und mehr Subjekt als 'objektiv'.



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