Mittwoch, 19. Oktober 2016

Die Transzendenz des Realen.



E) In der beschriebenen Reflexion betrachteten wir das Ich gerade so; wie wir die Sache bisher beschrieben haben, sieht sie das Ich an.

Das Ich setzt, dass mit dem Gefühle Y (welches auch nur für das Ich da ist, in wiefern es darauf geflektiert) die Anschauung Y notwendig verbunden sei, die aus der Beschränkung herausspringe. Durch die Verknüpfung der Anschauung mit dem Gefühle wird Y dem Ich ein reelles Ding. So ist unsere geschilderte Beschreibung des Transzendenten genommen, es wird Bedingung meines Bewusstseins, des bestimmten Bewusstseins der Realität. Was aus dem Gefühle erfolgt, heißt dem Ich Ding, Realität.

Anmerkung: Wir haben die Anschauungen X und Y als zwei Bestimmungen des Gemüts aufgestellt, wir mussten dies //105// tun, um in das Mannigfache, das vor uns lag, eine deutliche Einsicht zu bekommen, weil wir nur diskursiv denken können. Im menschlichen Geiste kommen dieses Bestimmungen nicht so abgesondert wor. Erst in der Anschauung X (soweit wir jetzt sind, denn es wird sich zeigen, dass dies nicht zureicht) kommt ein Ich vor, also auch in ihr erst kann Y oder das Ding vorkommen; sonst müsste ein Ding sein, ohne dass Ich wäre, beides ist absurd. X und Y machen daher nicht zwei Zustände, sondern zwei Bestimmungen ein und desselben Zustandes aus.

Die Behauptung, aus dem Gefühle erfolgt ohne unser Zutun eine Anschauung, wäre transzendent. Es wird aber nur behauptet, das Ich muss nach den Vernunftgesetzen es so ansehen.

_________________________________________ 
Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 104f.



Nota. - Das ist es, dazu sind die ganzen "spitzfindigen Zurüstungen" der Transzendentalphilosophie gut: Die Vorstellung von einem Etwas jenseits meines Vorstellens ist transzendent, sie ist prima facie grundlos und muss daher erst transzendental vermittelt werden; es ist schon wahr, dass mit dem Gelingen einer solchen (denn es muss nicht genau diese sein) Vermittlung die Wissenschaftslehre steht und fällt.

Der Brief Jacobis wird ihn an diesem Punkt aus der Bahn werfen, und in der Bestimmung des Menschen macht er daher stattdessen einen Sprung ('proiectio per hiatum irrationalem', wie er es polemisch bei Jacobi nennt), nämlich die existenzialistische Rettung im 'Glauben' - nicht aus Gründen, sondern wg. eines Motivs.
JE







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen