Samstag, 26. Januar 2019

Freiheit heißt, es auch unterlassen zu können.

barberinischer Faun

(Die Frage war: Wie vermag das Subjekt sich selbst zu finden als ein Objekt? Es konnte, um sich zu finden, sich nur als selbsttätig finden; außerdem findet es nicht sich. Und, da es überhaupt nicht findet, es sei denn; und nicht ist, es finde sich denn - findet [es] überhaupt gar nichts. Es konnte, um sich als Objekt (seiner Reflexion) zu fin- den, sich nicht finden als sich bestimmend zur Selbsttätigkeit (wie die Sache an sich, vom transzendentalen Stand- punkte aus, sein möge, davon ist hier nicht die Frage, sondern nur, wie sie dem zu untersuchenden Subjekte vor- kommen müsse), sondern als bestimmt dazu durch einen äußeren Anstoß, der ihm jedoch seine völlige Freiheit zur Selbstbestimmung lassen muss: denn außerdem geht der erste Punkt verloren und das Subjekt findet sich nicht als Ich.

Ich nehme einiges, was in der Zukunft wiederkommen wird, voraus, um den letzten Punkt klarer zu machen. Das Subjekt kann sich nicht genötigt fühlen, auch nur überhaupt wirklich zu handeln. Es wäre dann nicht frei, noch ein Ich. / Es kann, wenn es sich entschließen sollte zu handeln, noch weniger sich genötiget finden, auf diese oder jene Weise zu handeln. Es wäre dann abermals nicht frei, noch ein Ich. Wie und in welchem Sinn ist es denn also überhaupt bestimmt zur Wirksamkeit, um sich als ein Objekt zu finden? Lediglich in so weit, dass es sich findet als etwas, das hier wirken könnte, zum Wirken aufgefordert ist, aber ebensowohl es unterlassen kann.)
__________________________________________________________________________
Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, 
SW Bd. III, S. 32f. 
   



Nota. - Freiheit heißt, es ebensowohl unterlassen zu können. Es kann dann allerdings auch kein Vernunftwesen werden - und nicht auf die Dauer frei bleiben. Das Vernunftwesen kann der Vernunft entsagen; nur das Ver- nunftwesen.
JE


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen