Dienstag, 30. April 2019

[Luft und Licht.]

 
(Es ist nicht erwiesen, dass die soeben aufgezeigte subtile Materie, vermittelst welcher die bloße Gestalt im Raume wirken soll, von der oben abgeleiteten spezifisch verschieden sei, sondern nur, dass der subtilen Materie diese beiden Prädikate zukommen müssen. Das Letztere wäre erwiesen, wenn sich zeigen ließe, dass die durch die bloße Gestalt zu modifizierende Materie gar nicht unmittelbar durch die Bewegung des Organs erschüttert werden könne, sondern für dieselbe fest und unwiderstehlich sei. Dieser Beweis liegt nicht eigentlich auf unse- rem Wege, ich will ihn aber gleich mit führen, um die Materien nicht zu sehe zu zerstreuen. -

Die Gestalt der Person außer mir muss für sie fortdauern, wenn sie sich selbst als die gleiche vorkommen soll, und sie muss es aus eben dem Grunde für mich. Nun setze man, dass wir in gegenseitiger Einwirkung auf ein- ander stünden durch die zu erschütternde subtile Materie (mit einander sprächen), so wird die Materie A sich unaufhörlich verändern, und ist sie das, worin unsere Gestalten abgedruckt werden, so werden auch diese sich unaufhörlich für uns verändern, welches der Voraussetzung, dass, nach unserer beider Vorstellung, dieselben Personen in Wechselwirkung stehen müssen, widerspricht. 

Mithin muss die Materie, in der unsere Gestalten abgedruckt sind, bei der beständigen Bewegung der Materie A unbeweglich und unerschütterlich, daher für unser Organ nicht modifikabel, mithin darin eine von A unterschie- dene = B sein. Luft, Licht. (Die Erscheinungen im Lichte sind nur mittelbar durch uns zu modifizieren, indem die Gestalt selbst modifiziert werden kann.)
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Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre,
SW Bd. III, S. 76

 


Nota. - Immerhin will er den pp. Geist nicht unmittelbar als solchen "wirken" lassen, denn dann wäre die ganze Transzendentalphilosophie hinfällig. Das historische Argument steht ihm nicht zur Verfügung, und so ist das mindeste, was man von ihm erwarten darf, dass er ersatzweise eine andere, spekulative Erklärung versucht. Zur Übertragung von Bestimmungen durch symbolische Gestalten bedarf es eines Mediums, nämlich eines materiel- len (wenn auch subtilen und modifikablen).

Aber das Mysterium der Symbolisierung ist nicht das des Mediums, sondern der Übergang der Repräsentation des Gemeinten aus einem analogen Modus (Bild) in einen digitalen (Bedeutung). Und der ist bis heute ein Rät- sel, das wird er mit Verrenkungen nicht lösen können; aber er wird es versuchen, nehme ich an.
JE



Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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