Freitag, 26. April 2019

Kritischer Einwurf.

 
Fichte war in seiner Darstellung an den Punkt gelangt, wo die Reihe vernünftiger Wesen nicht mehr als transzendentale Bedingung, sondern als historische Gegebenheit auftrat; und mit ihr notwendiger Weise die intelligible Welt.

Man sollte meinen, damit sei der zweite Gang der Wissenschaftslehre - nach dem analytischen Auffindung des Grundes die genetische Rekonstruktion des Systems der Vernunft - in der Sache abgeschlossen. Damit ist die Arbeit der Transzendentalphilosophie ihrem Umfang nach besorgt. Folgen kann nun nur noch reelle Wissen- schaft. 

Die intelligible Welt ist notabene ein System in processu. Als ein Reales befindet sie sich in einem Fortschritt un- endlicher Bestimmung - und bleibt eo ipso Gegenstand philosophischer Kritik; auf jedem Punkt ihrer je gege- benen Bestimmtheit. Sie ist sachliche Voraussetzung der Kritik, jene hat bei ihr anzufangen, so wie sie eben ge- worden ist. Das gilt für alle Bereiche des reellen Wissens, seien seine Gegenstände sinnlicher oder intelligibler Natur.

Das gilt auch für das positiv geltende Recht und dessen spekulative Begründungen.



Reihe intelligible Wesen - Sprachgemeinschaft - 'Sprachspiel':

Es ist den wirklichen vernünftigen Wesen gegeben; sie lernen es, wie es ist. So wie es ist, besteht es aus mehr oder minder bestimmten Begriffen: Ihre Bedeutung ist ihre 'Verwendung im Sprachspiel'. Sie bedeuten das, wozu sie durch ihre Stellung im System aller andern Begriffe bestimmt sind. Die Begriffe können gelernt werden, ohne vorgestellt zu werden - ohne dass ihre notwendige Genesis aus tätigem Vorstellen bedacht wird. Auf nichts anderm beruht die unentwegte Wiedergeburt der Dogatismen, Formularphilosophien, und die Kritik wird immer genug zu tun haben. 



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