Dienstag, 9. Mai 2017
"Er denkt die Vernunft in das Phänomen hinein."
Den Zusammenhang zwischen idealem und reellem Denken weiß nur die Philosophie, dem gemeinen Men- schenverstand ist beides eins. So verhält es sich überall, wo sie die Duplizität des Denkens erkennt. So hier: Niemand fragt nach dem Zusammenhange des Willens mit dem Körper. Darüber hat sich bislang auch kein Philosoph gewundert, beides ist ihm ganz eins: Leib und Seele; z. B. ich habe mich geschnitten. So mit dem vernünftigen Wesen außer uns: Es ist da immer eine doppelte Ansicht von ihnen, ohne dass wir es inne wer- den.
Ein gewisser Leib und der Begriff eines vernünftigen Wesens sind in mir unzertrennlich vereinigt. Letzter ist doch nur ein Ideal, etwas Gedachtes; er denkt die Vernunft in das Phänomen hinein. Beides ist unzertrennlich vereinigt; die erstere denke ich nur, mithin auch nur das letztere. Sie ist auch etwas in mir, und letzteres ist auch das erstere, nur von der anderen Seite. Dies stellt die transzendentale Philosophie deutlich dar.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 234
Nota. - 'Dies stellt die transzendentale Philosophie deutlich dar' - nicht so in diesem Fall der Protokollant Krause.
JE
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