Freitag, 18. Mai 2018
Definitionen und semantische Ebenen.
Die Hauptschwierigkeit für den Studenten der Transzendentalphilosophie besteht darin, dass sie stets gleich- zeitig auf mehreren semantischen Ebenen* voranschreitet. Unser vertrautes diskursives Verfahren verläuft horizontal zu ebner Erde, und wird einmal eine höhere Ebene** in Anspruch genommen, wird es sogleich angezeigt, denn sonst wäre es ein übler logischer Fehler.
Den ständigen Registerwechsel der Transzendentalphilosophie, namentlich der Fichte'schen Wissenschafts- lehre, im Sinn zu behalten, ist schwer, und Konzentration steigert die Verwirrung oft noch. Das Problem liegt in der Sache und ihm ist nicht abzuhelfen.
Schon ganz und gar nicht abzuhelfen ist ihm durch akribisch pedantische Definition der Begriffe. Die kann die Irritation nur verstärken. Denn auf der zweiten semantischen Ebene bedeutet ein Vorstellungsgehalt schlechter- dings etwas anderes als auf der schlichten Objektebene. Der Gebrauch stets desselben Wortzeichens kann diesen Umstand nur verschleiern. Fichte ist in seiner Terminologie wohlweislich sehr variabel, denn es kommt auf jeder Bedeutungsebene doch immer darauf an, die Vorstellung fortzuentwickeln, und das ist eine unablässige Anstrengung, die durch Definitionsdünkel und Begriffshuberei nur zusätzlich erschwert würde.
*) Mindestens real und ideal laufen stets parallel, aber das ist erst der Anfang.
**) Auf der einen ist die Rede von dem, was getan wird; auf der nächsten vom dem, der es tut.
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