Hans Marks
Der kantische Satz: unsere Begriffe beziehen sich nur auf Objekte der Erfahrung, erhält in der Wissenschafts- lehre die höhere Bestimmnung: Die Erfahrung bezieht sich auf Handeln, die Begriffe entstehen durch Handeln und sind nur um des Handelns willen da, nur das Handeln ist absolut.
Kant wird nicht sagen, die Erfahrung sei absolut, er dringt auf den Primat der praktischen Vernunft, nur hat er das Praktische nicht entscheidend zur Quelle des Theoretischen gemacht.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 61
Nota I. - Handeln ist absolut, denn es ist die ganze Wirklichkeit. Das Handeln gibt das Gefühl und zugleich die An- schauung, die auf es reflektiert; das Reale wie das Ideale. Ich und Nichtich sind im Handeln in ursprünglicher Syn- thesis vereinigt und sind nur in der Synthesis. Mit ihr nimmt Alles seinen Anfang.
Soviel zum Realen. Doch auch die ideale Tätigkeit gehört zum Realen, sofern sie nämlich wirklich geschieht. Ich kann sie aber für sich selbst betrachten, herausgelöst aus der Synthesis, so als ginge sie ihren Weg allein. So verfährt die Wissenschaftslehre. Sie setzt 'das, was' sich als Ich ein/em Nichtich entgegensetzt, seinerseits absolut, nämlich als absolut unbestimmt und daher unendlich bestimmbar. So am Beginn der Vernunfttätigkeit. Nicht minder ab- solut - nämlich unendlich in seiner Bestimmbarkeit - ist der Fluchtpunkt der Vernunft: der Inbegriff der Zwecke.
Nota II. - Wer die Wissenschaftslehre als eine Ontologie lesen will - wofür sie nicht gedacht ist -, könnte finden, dass im Handeln Geist und Materie (oder Form und Stoff) untrennbar vereinigt sind - bevor die Reflexion sie künstlich auseinanderreißt. Und wer sie als Anthropologie auffasst, wird den Menschen als einen primär Han- delnden, nämlich bestimmen Wollenden erkennen.
JE
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