Sonntag, 16. September 2018
Woher kommen die Begriffe?
Wenn das Objekt seinen Grund lediglich im Handeln des Ich hat und durch dieses allein vollständig bestimmt ist, so kann, wenn es eine Verschiedenheit zwischen den Objekten geben sollte, diese Verschiedenheit lediglich durch verschiedene Handelsweisen des Ich entstehen. Jedes Objekt ist dem Ich bestimmt so geworden, wie es ihm ist, weil das Ich bestimmt so handelte, wie es handelte; aber dass es so handelte, war notwendig; denn ge- rade eine solche Handlung gehört unter die Bedingungen des Selbstbewusstseins.
Indem man auf das Objekt reflektiert und die Handlungsweise, durch welche es entsteht, davon unterscheidet, wird dieses Handeln, da aus dem oben angeführten Grund das Objket nicht als durch dasselbe, sondern als ohne ein Zutun des (freien) Ich vorhanden erscheint, zu einem bloßen Begreifen, Auffassen und Umfassen eines Gegebenen. Man nennt diese Handlungsweise, wenn sie in der beschriebenen Abstraktion vorkommt, einen Begriff.*
*) ...Dieses Wort soll hier nicht mehr und nicht weniger bedeuten, als das hier Beschriebene; ob nun der Leser bisher dasselbe dabei gedacht haben möge oder nicht. Ich berufe mich nicht auf einen bei ihm schon vorhande- nen Begriff, sondern ich will erst einen solchen in seinem Geist entwickeln und bestimmen.
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Grundlage des Naturrechts..., SW III, S. 3f.
Nota. - Dass Fichte unter Begriff nicht dasselbe verstehen kann wie die rationalistischen Metaphysiker vor Kant, ist evident. Bei ihnen sind sie als an sich geltende die Bausteine, aus denen die Welt errichtet ist. Der Mensch kann sie lediglich noch begreifen. Für Fichte dagegen sind sie nicht erst die Bausteine, aus denen der Mensch seine (Vorstellungen von der) Welt selbst erschafft, sondern schon die, die er durch seine einbildend-bestimmende Tä- tigkeit selbst erschafft. Der springende Punkt: Der Begriff der Rationalisten ist bestimmt; in der Kritischen Philo- sophie ist mein Handeln die Bestimmung - der Begriff ist davon nur ein Bild.
JE
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