Fichtes Aufsatz über den Grund unseres Glaubens war ein doppelter Skandal. Zum ersten ein öffentlicher: Die Vorstellung eines aus der Vernunft - zwar nicht aus Begriffen, wohl aber aus der Logik - konstruierten Gottes trug ihm den Vorwurf des Atheismus ein. Zum zweiten ein philosophischer: Nichts in seinem bisherigen Vortrag der Transzendentalphilosophie war geeignet, dieses Zauberkunststück in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.
Genauer gesagt - in seinem gedruckten akademischen Vortrag, dem die Aufmerksamkeit der Kritiker galt und der der Öffentlichkeit vorlag. Es musste daher so aussehen, als habe er die Idee erst bei Gelegenheit von Forbergs Essay aus dem Ärmel gezogen. Inzwischen hat die Arbeit an der Gesamt-Ausgabe ein Fragment aus seinen öffentliche Vorträgen außerhalb der Universität zu Tage gefördert, die er teils vor Beginn, teils zu An- fang seiner regulären Vorlesungen in Jena gehalten hat. Daraus erhellt, dass die Idee eines vorbegrifflichen, ok- kulten Ur-Quells der Vernunft ihm längst und vermutlich schon lange vor seinem Übertritt zur Transzenden- talphilosophie vorgeschwebt hatte.
Er hatte wohlweislich vermieden, sie in den Gang der Vernunftkritik systematisch unterzubringen, aber Forbergs Beitrag nötigte oder verlockte ihn, sie durch Räsonnement nachträglich in die Wissenschaftslehre einzuschieben. Das ist ihm und ihr in jeder Hinsicht übel bekommen.
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