Montag, 10. September 2018
Der Gegenstand des Gefühls.
Das Gefühl ist Affektion unserer selbst, es wird im Gefühle uns etwas angetan, es muss also etwas in uns sein, dem es angetan wird, und dies ist unser Handeln, aber es ist für uns nichts ohne Beschränktheit und Beschränkt- heit nicht ohne Handeln, daraus besteht nun das Fühlbare. Durch das Handeln ist es für uns; dadurch, dass es beschränkt ist, ist es Gegenstand des Gefühls. Alles unser Bewusstsein geht aus von einer Wechselwirkung des Handelns und der Beschränktheit, beides ist beisammen, und dies ist das Objekt des Gefühls.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 155
Nota I. – Die Wissenschaftslehre ist keine empirische Psychologie, sondern ein transzendentales Schema, das die Entstehung des Bewusstseins verständlich macht. Darum ist vom Gefühl in ihr stets nur die Rede, soweit es für die Entstehung des Bewusstseins eine Rolle spielt. – Das Tier handelt nicht im hier gemeinten Sinn. Fühlt es nicht? Soweit es für das Entstehen des Bewusstseins von Belang ist: nein, nämlich nicht als Beschränktheit. (Be-griffe sind nicht dazu da, etwas nicht Vorhandenes neu zu konstruieren, sondern etwas in der Wirklichkeit Ge-schehendes – die Entstehung des Bewusstseins – zu beschreiben; also sind sie tautologisch.)
30. 10. 15
Nota II. - Die Wissenschaftslehre ist nicht das transzendentale Schema der Entstehung "der Bewusstseins", sondern das Schema der Entstehung der vernünftigen Bewusstseins; denn wäre es nicht vernünftig, wäre es für sie kein Bewusstsein. Der harte Kern der Vernünftigkeit ist der Glaube an die Wirklichkeit der Welt und an das Ge- setz von Ursache und Wirkung. Die Wissenschaftslehre will erklären, wie wir zu diesem Glauben kommen, da in unserm Wissen doch gar keine Dinge vorkommen, sondern lediglich Vorstellungen.
Wir unterscheiden Vostellungen, denen Etwas außerhalb unseres Bewusstsein entspricht, von solchen, denen außerhalb des Bewusstseins nichts entspricht (Noumena und Schnapsideen). Der Unterschied ist, dass wir von den einen Erfahrungen haben, von den andern nicht. Erfahrungen beruhen auf Gefühlen. Wir glauben in den Gefühlen die Wirkungen der Gegenstände auf uns wahrzunehmen. Sie sind aber - für einen 'außenstehenden Beobachter' - Wechsel wirkungen mit unserm Handeln, das gewissermaßen 'angefangen' hat: Sie sind der Wider- stand, den das Nicht-Ich meiner primären Tätigkeit entgegensetzt und mich beschränkt. Dies ist die erste Synthesis und der Anfang von allem Wirklichen.
JE
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