Montag, 24. September 2018

Beschränktheit und Selbstbeschränkung.


Wir müssen aller Untersuchung voraus im Ich anknüpfen eine unbeschränkbare und eine beschränkbare Tätig- keit (ideale und reale Tätigkeit.) Die letzte werde auf eine bestimmte Weise beschränkt. Die Bestimmtheit be- steht durch die Veränderung des Zustandes; durch die Veränderung wird der Zustand von allen Seiten geschlos- sen. 

Aber sie ist nicht beschränkt, wenn die absolut freie Tätigkeit darauf nicht reflektiert und die Beschränktheit nicht begreift. Aber die ideale Tätigkeit kann diese Beschränktheit nur an sich [selbst] begreifen, das heißt, sie muss auch selbst beschränkt sein. Da sie aber frei ist, so kann sie nicht durch das Beschränkende aufgesucht werden, sondern sie gibt sich de[m]selben mit Freiheit hin. 

Sie kann aber das Ich nicht begreifen, ohne es [als] beschränkt zu begreifen, dies gibt den Begriff des Ich, aber sie kann dies nicht, ohne ein Beschränkendes zu setzen, dies gibt der Begriff des NichtIch.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 100


Nota I. -
 Das ist im Ton eines Lehrsatzes vorgetragen, nämlich als Resümee in der letzten Lesung vor den Weih- nachtsferien. Umso wichtiger, daran zu erinnern: Dies ist kein Bericht davon, was einem menschlichen Indivi- duum wirklich widerfährt in der Welt, bevor es zur Person wird; es ist eine Rekonstruktion davon, was in seiner Vorstellung geschehen sein muss, damit es zu einem bewussten Subjekt werden konnte.

31. 1. 15

Nota II. - Hier steckt wieder Fichtes Vorstellung vom Quantum, nämlich von der Quantifizierbarkeit drin. 'Tä- tigkeit' ist an sich ein und dieselbe. Aber sie 'teilt sich auf' je nach dem Nichtich, auf das sie stößt; so als reale Tätigkeit; oder nach dem Nichtich, das sie wählt: so als ideale Tätigkeit.

Ist das reale Tätigkeits'quantum' beschränkt? Dann liegt die Beschränktheit der Tätigkeit dem Widerstand des Nichtich voraus und liegt in ihr selbst; und dann war nicht eine Tätigkeit, sondern waren von Anbeginn zwei. Woher aber dies?

Die Auflösung ist: Die Beschränkung durch das Nichtich war vorab im Ich selber angelegt als seine grundsätz- liche Bereitschaft zur Selbstbeschränkung. Wenn Freiheit absolut gedacht wird (hier ist die Rede vom Vorstel- len), kann nur sie selber sich begrenzen. Wenn das reine Wollen real werden soll, muss es etwas wollen. Durch Realisierung des Gewollten wird die Grenze überwunden; und so weiter fort ins Unendliche.

Nota III. - Die Wissenschaftslehre sucht nicht nach metaphysischen Gründen, aus denen die Vernunft mit kau- saler oder teleologischer Notwendigkeit hervorgehen musste; sondern sie sucht das Faktum der Vernunft aus aufgefundenen Bedingungen ihrer Möglichkeit zu rekonstruieren und im Rekonstruieren anzuschauen, wie Ver-nunft verfährt.





Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog.  
JE
 
JE 

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