F. Liebermann, Faun
3. Man sehe die Vereinigung an als die Vereinigung der entgegengesetzten Gefühle A und B oder als [sic] entge- gegesetzter Zustände an. Das ganze System der Sensibilität kann nicht gefühlt werden, denn sie [sic] ist
nichts Positives, sondern lediglich ein Verhältnis. Aber schon oben
haben wir gefunden, dass die Tätigkeit des Ich nur angeschaut werden
kann als ein Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten. Man kann daher
auch sagen, in Absicht des Ich ist nichts anschaubar als das Übergehen.
Also jenes Übergehen, das nicht gefühlt werden kann, da es nichts
Positives ist, müsste etwa amgeschaut werden. Wir wissen aber noch nicht,
wie oder ob eine solche Anschauung möglich sei. Wir wissen nur,
dass sie nicht gefühlt werden könne. Doch aber muss, wenn ein Übergng da
sein soll, dieser für das Ich da sein.
Wir wollen vorläufig die Angabe [sic] genauer bestimmen. Es war oben und hier wieder die Rede von einem System der Sensi-//90//bilität überhaupt. Was ist nun dies? Die Gefühle selbst sind es nicht, denn sie
sollen ja von ihm unterschieden und für das Ich erst möglich werden
durch den Unterschied von und die Beziehung auf das System. Dieses
System wäre also die Veränderlichkeit oder Affektibilität des Ich, und
zwar als System, als etwas Erschöpftes, Ganzes, die ideale Tätigkeit
Bindendes; die Summe der möglichen Veränderungen der Form nach,
abstrahiert von allem Gehalte (das wird werden unser Leib als das System
der Affektibilität und Sponta- neität; von der ersteren ist hier nur
die Rede).
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 89f.
Nota I. - Hier
liegen offenbar mehrere Schreibfehler vor. In der ersten Zeile soll von
der Vereinigung entgegen- gesetzter Zustände geredet werden. Im
folgenden Satz ist es nichts Positives, denn nicht die
Sensibilität, sondern das System ist gemeint. Und in der ersten Zeile
des zweiten Absatzes soll wohl eine Aufgabe genauer bestimmt werden.
Bis hier waren die
Gefühle eine Mannigfaltigkeit von Singularia, denen nur die Art und
Weise, wie sie das Ich affizieren, gemeinsam war. Ihre Herkunft war ganz
unklar, sie mochten vom Himmel gefallen sein. Abgeleitet waren sie
nicht, aber real in jedem Fall. Ihre Herkunft muss ihrerseits
'hergeleitet' werden, nämlich re konstru- iert aus dem Faktum des Gefühls.
Fichte leitet nicht aus
einer vorausgesetzten Dualität von Geist und Leib einen Gegensatz von
Fühlen und Denken ab, sondern leitet umgekehrt vom Platz des Gefühls in
der Genesis des Bewusstseins den Leib her. Eine Dualität wird sich so voraussichtlich am Schluss nicht einstellen müssen.
28. 9. 16
Nota II. - Es wird weder die Herkunft noch das 'Wesen' der Gefühle diskutiert, denn um sie geht es nicht in specie. Es geht um sie in ihrer 'Ganzheit' als Verhältnis, als System. Aber auch um dies nicht in specie, so dass er das Verhältnis bestimmen müsste; sondern um die Wechsel der Zustände des Ganzen: Sie sind es, die von der idealen Tätigkeit angeschaut werden, sie sind das Bestimmbare, das zu bestimmen ist. - Für ein Wesen oder An-sich ist in der Transzendentalphilosophie kein Platz.
JE
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