Samstag, 3. November 2018

Wer fühlt was?

gannikus
 

Es wird bei dieser Erklärung angenommen ein System der Sensibilität überhaupt, welches schlechthin vor aller Erfahrung da sein soll, welches System aber nicht als solches unmittelbar gefühlt wird, sondern vermittelst des- sen und in Beziehung auf dasselbe alles Besondere gefühlt wird, was gefühlt werden mag. Das Besondere ist eine Veränderung des gleichmäßigen Zustands des ersten.

Dass dieses System der Sensibilität nicht gefühlt wird, kommt daher: Die Sensibilität ist nichts Bestimmtes, son- dern ein Bestimmbares; würde sie also nicht verändert, so würde nicht gefühlt. Man denke sich das bloße Fühlen als ideale Tätigkeit, dann steht es unter dem Gesetze der idealen Tätigkeit, welche nur im Übergehen vom Be- stimmbaren zum Bestimmten etwas sein könne. 

So ists hier: Das besondere Gefühl ist ein Bestimmtes, als solches kann es nur vorkommen, wenn es auf ein Be- stimmbares bezogen wird, und dies ist das System der Sensibilität. Sonach geschieht die Vergleichung der Gefüh- le nur mittelbar, jedes bestimmte Gefühl wird an das ganze System gehalten.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 70

 

Nota I. - Gewiss liegt das System der Sinnlichkeit in Raum und Zeit. Doch soweit es eben System ist, kann auch hier von Ursachen und Wirkungen und also auch von zuerst und danach nicht die Rede sein.

6. 1. 16

Nota II. - 'Gefühlt' (und hernach angeschaut) wird nicht der einzelne Sinnesreiz. Gefühlt wird die Veränderung am Gesamtsystem der Sinnlichkeit; sie ist die jeweilige Bestimmung am System, das als solches unbestimmt=bestimm- bar ist. Doch ist es bestimmt, ist es Bestimmung nur am System; für sich selbst betrachtet ist er nichts. Als System der Sensibilität ist das Ich Leib, als Intelligenz ist es Geist - aber beide sind nur zwei Ansichten desselben. Einen Dualismus gibt es nur in der Vorstellung.
JE

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