Dienstag, 27. November 2018

Doch einen Grund muss es geben.



Alles Beweisen geht aus von einem Unbewiesenen. Was heißt beweisen? Es heißt doch wohl bei dem, der sich einen deutlichen Begriff davon macht, die Wahrheit eines Satzes an einen andern anknüpfen. Ich leite die Wahr- heit eines Satzes auf einen anderen über. 

Wenn aber dies Beweisen heißt, so muss es in den Menschen eine Wahrheit geben, welche nicht bewiesen wer- den kann und die keines Beweises bedarf, von der aber selbst alles andere abgeleitet wird; sonst gibt es keine Wahrheit, und wir werden ins Unendliche getrieben.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 27 


Nota. - Dass es Wahrheit gibt, ist die gemeinsame Prämisse der 'Reihe vernünftiger Wesen', denn nur so können sie miteinander verkehren, und das ist es wiederum, was sie zu vernünftigen Wesen macht. In ihrem Verkehr haben sich viele Sätze neben einander 'als Wahr bewährt'. 

Wenn es mannigfaltiges Wahres gibt, dann ist ihnen mindestens dies eine Prädikat gemeinsam: dass sie wahr sind. Das Räsonnement verfährt nun umgekehrt: Es führt die Wahrheit der Mannigfaltigen auf einen gemeinsa- men Grund zurück. Was dies Wahre aber ist, kann schlechterdings nicht gewusst werden - sonst wäre es nicht Grund, sondern selber Begründetes, und man müsste weiter suchen.

Wenn ein Grund nicht gefunden werden kann, muss er postuliert werden. Das Postulat muss sich nun seinerseits in den mannigfaltigen Wahrheiten - bewähren. Nicht ex post im Verkehr, sondern a priori durch genetische Entwicklung.
JE 







Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE  

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