Montag, 12. November 2018

Tun und Sein ist dasselbe.

Matteo Pugliese

Das sich Bestimmende, sich selbst zu etwas Bestimmten Machende ist das Ich. 'Das Ich findet sich' heißt daher: Es findet dieses sich-selbst-Bestimmen, denn es ist nicht, wie der Dogmatiker sagt, so, dass die Begriffe in mir als etwas fertiges Erstes lägen. Und 'Dies ist der erste Begriff' heißt selbst: Er wird erzeugt aus einem Mannigfaltigen, welches dargelegt ist. Dass dies sich-Machen-zu-einem-Bestimmten gefunden werde, dazu gehört Vergleichung meines Seins (des Bestimmten) und meines Tuns (des Machens zu diesem Bestimmten).

Aber wie weiß ich, dass ich es tue? Dies dadurch, dass ich unmittelbsr von meinem Tun weiß, und dass ich selbst das sei, weiß ich [dadurch], dass ich unmittelbar von diesem Sein weiß. Darauf bedarfs keiner weiteren Antwort; also bloß darauf, wie ich wisse, dass aus jenem meinem Tun dieses Sein folge; und die Lösung dieser Aufgabe wäre die Deduktion des Selbstbewusstseins und mit ihm alles anderen Bewusstseins. -

Tun und Sein sind ganz dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen. Diese doppelte Ansicht muss sein, wenn ein Ich sein soll, aus ihr geht erst das Ich hervor. Sieht das Ich sein reines Denken durch die Einbildungs- kraft hindurch, so entsteht ihm ein //125// Tun. Denkt es das wieder, was durch die Einbildungskraft dargestellt ist, so wird es zum Sein. Das reine Denken und Wollen macht also notwendig das Ich aus. Wie ein Ich gesetzt ist, ist es gesetzt; wie ein Ich gesetzt ist, ist ein Bewusstsein gessetzt wie das beschriebene.

- Das Ich ist kein einfacher Begriff, da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt; es ist zusammengesetzt auf die beschriebene Weise.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 214
f.  


 
Nota I. - 'Da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt': natürlich nicht, denn der Begriff ist nicht originär, ori- ginär ist das Gefühl. Der Begriff ist doppelt reflektiert, er ist das Produkt idealer Tätigkeit. Nur als Begriff gibt es ein Sein.

9. 4. 17


Nota II. - Von totem Sein ist andernorts die Rede. Das Sein beginnt da, wo das Handeln aufhört; Sein und han- deln höben einander auf.

Von bestimmt-Sein ist oben die Rede. Bestimmtsein ist das Ende von bestimmen. Bestimmen ist das Übergehen von Bestimmbarkeit zu Bestimmtheit, ist Bestimm ung. Alle Tätigkeit ist bestimmen, alle Tätigkeit ist übergehen, übergehen ist das einzig Reale. Sein ist die Aufhebung von Tätigkeit und Übergang im Begriff. Im Begriff ist nicht das Übergehen gefasst, sondern Stillstand.
JE

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