uschi dreiucker / pixelio.de
Tätigkeit ist Agilität, innere Bewegung; der
Geist reißt sich selbst über absolut Entgegengesetztes hinweg; – durch
welche Beschreibung keinesweges etwa das Unbegreifliche begreiflich
gemacht, sondern nur an die in jedem notwendig vorhandene Anschauung
lebendiger erinnert werden soll. – Aber diese Agilität lässt sich nicht
anders anschauen und wird nicht anders angeschaut, denn als ein Losreißen der tätigen Kraft von einer Ruhe; und so hast du sie in der hat angeschaut, wenn du nur wirklich vollzogen, was wir von dir verlangten.
... Ich sagte dir: jetzt denke dich, und bemerke,
dass dieses Denken ein Tun ist. Du musstest, um das verlangte zu
vollziehen, dich losreißen von jener Ruhe der Kontemplation, von jener
Bestimmtheit deines Denkens, und dasselbe anders bestimmen; und nur
inwiefern du dieses Losreißen und dieses Abändern der Bestimmtheit
be- merktest, bemerktest du dich als tätig. ...
Das Resultat der gemachten Bemerkung wäre dieses: man /
findet sich tätig, nur inwiefern man dieser Tätigkeit eine Ruhe (ein
Anhalten und Fixirtsein der inneren Kraft) entgegensetzt.
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Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre, SW I, S. 531f.
Nota. - Das Ich sei schlechterdings Agilität, könnte man die Wissenschaftslehre resümieren. Doch nicht davon ist hier die Rede. Hier geht es darum, wie besagtes Ich zur Vorstellung von der Agilität kommt - und dies kann es nur durch Entgegensetzen. "Handeln ist gleichsam Agilität, Übergehen
im geistigen Sinne, dieser Agilität wird im Bewusstsein entgegengesetzt
ein Fixiertsein, ein Beruhen. Umgekehrt kann ich mir auch der Ruhe
nicht be- wusst werden, ohne dass ich mir der Tätigkeit bewusst bin. Man
muss daher beide zugleich ansehen, um eine von beiden einzeln ansehen zu
können." Nova methodo, S. 32
Übergehen zwischen zwei Entgegengesetzten ist Agilität. Ruhe ist nicht-Übergehen zwischen zwei Entgegenge- setzten - die eo ipso nicht mehr als entgegen-, sondern lediglich als gesetzt erscheinen - einander gleichgültig, neben einander.
So entsteht der Begriff. Er ist das Negativ der Tätigkeit. Doch ohne ihn ist Tätigkeit nicht als solche anschaubar. Reflektieren ist kontemplieren - ist Enthaltung vom Übergehen.
JE
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