Sonntag, 31. August 2014

Positiv ist das Sinnliche.


Eberlein, Faun vom Krebs gezwickt

Eigentlich wird das Entgegengesetzte nicht gefühlt, sondern ich fühle mich als beschränkt, auf das Entgegengesetzte wird erst als Grund der Beschränkung geschlossen. Das Positive in den Dingen ist schlechterdings weiter nichts, als was sich auf unser Gefühl bezieht, dass etwas rot ist, kann nicht abgeleitet werden, dass aber die Gegenstände in Raum und Zeit und in gewissen Beziehungen gegeneinander sind, kann abgeleitet werde.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 71f.
[Rechtschreibung angepasst]



Nota. - Positiv heißt nicht gut und richtig, sondern kommt von lat. ponere, setzen. Das Positive ist das mir vor-Gesetzte. 
JE.

  

Samstag, 30. August 2014

Kritisch kann man nie genug sein.


Markus Vogelbacher,  pixelio.de

281. Fichte’s Wissenschaftslehre ist eine Philosophie über die Materie der Kantischen Philosophie. 

Von der Form redet er nicht viel, weil er Meister derselben ist. Wenn aber das Wesen der kritischen Methode darin besteht, daß Theorie des bestimmenden Vermögens und System der bestimmten Gemüthswirkungen in ihr wie Sache und Gedanken in der praestabilirten Harmonie innigst vereinigt sind: so dürfte er wohl auch in der Form ein Kant in der zweyten Potenz und die Wissenschaftslehre weit kritischer seyn, als sie scheint. 

Vorzüglich die neue Darstellung der Wissenschaftslehre ist immer zugleich Philosophie und Philosophie der Philosophie. Es mag gültige Bedeutungen des Worts Kritisch geben, in welchen es nicht auf jede Fichtische Schrift paßt. Aber bey Fichte muß man, wie er selbst, ohne alle Nebenrücksicht nur auf das Ganze sehen und auf das Eine, worauf es eigentlich ankommt; nur so kann man die Identität seiner Philosophie mit der Kantischen sehen und begreifen. 

Auch ist Kritisch wohl etwas, was man nie genug seyn kann.

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(Friedrich Schlegel) Athenäum, Ersten Bandes Zweytes Stück. Berlin 1798 



 

Freitag, 29. August 2014

Seine Sinnlichkeit ist dem Ich vorausgesetzt.



Eine freie Handlung ist nur möglich nach einem frei entworfenen Begriff von ihr, sonach müsste die freie Intelligenz vor aller Handlung vorher eine Kenntnis von den Handlungsmöglichkeiten haben, eine solche Kenntnis lässt sich nur dadurch erklären, dass dem Ich vor aller Handlung ein Trieb beiwohne, in welchem eben darum, weil er nur / Trieb ist, die innere Tätigkeit desselben beschränkt sei. 

Da dem Ich nichts zukommt, als was es sich nicht setze, so muss es diese Beschränkung setzen, und so etwas nennt man ein Gefühl. Da durch die Freiheit gewählt werden soll, muss es ein Mannigfaltiges von Gefühlen geben... 

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 71f.

[Rechtschreibung angepasst]




Donnerstag, 28. August 2014

Im Nichtich ist keine Kraft, sondern nur Sein.


Kunstart.net, pixelio.de

[ad Der letzte Grund]

Es wird in das Ich nichts Fremdartiges hineingetragen. Von der Welt geschehen keine Eindrücke, es kommen keine Bilder hinein. Im Entgegensetzen ist keine Kraft, die sich auf das Ich fortpflanzt, sondern es ist die Beschränkung im Ich, und der Grund, warum es etwas setzt, liegt ihn ihm. - Kraft kommt ursprünglich dem NichtIch nicht zu, sondern nur Sein. Das NichtIch fängt nicht an, es ist nur verhindernd aufhaltend. Das Ich kann nicht zum Bewusstsein kommen, wenn es nicht beschränkt ist; der Grund der Beschränkung liegt außer ihm, aber der Grund der Tätigkeit liegt in ihm.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 7

[Rechtschreibung angepasst]
  




Mittwoch, 27. August 2014

Alles Denken geht von der Erfahrung, und alle Erfahrung geht vom Handeln aus.



Die Anschauung des Wirklichen bedingt alle Anschauung, mithin alles Bewusstesin.

Bewusstssein des Wirklichen oder Anschauung des Wirklichen heißt Erfahrung, also geht alles Denken von der Erfahrung aus und ist nur durch sie möglich. Nur durch Erfahrung werden wir für uns selbst etwas, hinterher können wir von der Erfahrung abstrahieren.

Anschauung des Wirklichen ist nur möglich durch Anschauung eines wirklichen Handelns des Ich, also alle Erfahrung geht aus vom Handeln, es ist nur durch sie [sic] möglich. Ist kein Handeln, so ist keine Erfahrung, und ist dieses nicht, so ist kein Bewusstsein. ...


/Nur meiner Tätigkeit kann ich mir bewusst werden, aber ich kann mir derselben nur bewusst werden als einer beschränkten.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 60f.

[Rechtschreibung angepasst]
  





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE    

Dienstag, 26. August 2014

Nur das Handeln ist absolut.


Dieter Schütz, pixelio.de

Der kantische Satz: unsere Begriffe beziehen sich nur auf Objekte der Erfahrung, erhält in der Wissenschaftslehre die höhere Bestimmnung: Die Erfahrung bezieht sich auf Handeln, die Begriffe entstehen durch Handeln und sind nur um des Handelns willen da, nur das Handeln ist absolut.

Kant wird nicht sagen, die Erfahrung sei absolut, er dringt auf den Primat der praktischen Vernunft, nur hat er das Praktische nicht entscheidend zur Quelle des Theoretischen gemacht. 


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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 61

[Rechtschreibung angepasst]




Montag, 25. August 2014

Einbildungs- und Urteilskraft.


Dieter Schütz  / pixelio.de 

Das Objekt der Einbildungskraft ist teilbar ins Unendliche; diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich;  denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zsammenfasst, es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft; wenigstens wird sie gesetzt als vorzunehmend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben. Man könnte daher [sagen]: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen, die Urteilskraft das Vermögen des Einfachen; beides steht in Wechselwirkung; kein Einfaches ohne Ganze, kein Ganzes ohne unendliches Einfache.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 203

[Rechtschreibung angepasst]




Samstag, 23. August 2014

Anschauung kommt vor Begriff.


myheimat.de

Der Begriff entsteht mit der Anschauung zugleich in demselben Moment und ist von ihr unzertrennlich. Es scheint uns, als ob der erste eher hätte sein müssen, aber es scheint nur so, weil wir den Begriff auf eine Anschauung [rück]beziehen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 33
[Rechtschreibung angepasst]



Nota. - Die Wissenschaftslehre hat zum Gegenstand das uns heute gegebene System des Wissens. Dieses will sie verstehen: zurückführen auf seine immanenten Prämissen. Sie beschreibt nicht, wie dieses System in der historischen Wirklichkeit entstanden ist. Entstehen konnte es nur, indem aus den wirklich vorkommenden Vorstellungen progressiv alles für die Systembildung Unbrauchbare ausgeschieden wurde. Es ist Material einer historischen Darstellung. In einer Darstellung des fertigen Systems hat es nicht zu suchen.

Der Teilhaber dieses Systems - einer 'Reihe vernünftiger Wesen' - kann nicht anders, als seine Vorstellungen mit dem ihm als Apriori gegebenen System ins Verhältnis zu setzen: Seine Vorstellungen drängen zum Begriff. Dass sie von ihm "unzertrennlich" wären, trifft aber nur in der einen Richtung zu: Die Begriffe sind von den in ihnen gefassten Vorstellungen unzertrennlich. Doch nicht gilt die Umkehrung. Nicht jede Vorstellung bedarf ihrer Bestimmung; sondern nur diejenige, die mit den Andern (='vernünftigen Wesen') geteilt werden soll. Was ich ganz für mich behalten darf, mag unbestimmt und begriffslos bleiben.

In einer historischen Darstellung müsste gezeigt werden, dass und wie die Vorstellungen zu Begriffen erst wurden - im Verkehr.
JE 

Anschauung und Genie.



José Villegas Cordero, Selbstporträt

Bewusstsein der Anschauung haben ist philosophisches Genie.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 33

[Rechtschreibung angepasst]

  



Freitag, 22. August 2014

Ein grundloser Anfang.


Jack-Hamlin-globeguy

Jenes Übergehen als solches wird angeschaut als seinen Grund schlechthin in sich selbst habend, die Handlung dieser Tätigkeit heißt darum reale Tätigkeit, welche der idealen, die die erste bloß rein abbildet, entgegengesetzt wird; sonach wird die Tätigkeit des Ich in diese beiden Arten eingeteilt. ... 

Die Handlung des sich selbst Setzens des Ich ist ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit; wir müssen / darauf reflektieren, wie das Ich es macht, um von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit überzugehen.

Hier gibt es keine Gründe; wir sind an der Grenze aller Gründe. Man muss nur zusehen, was man erblickte. Jeder wird sehen: es gibt keine Vermittelndes. Das Ich geht über, weil es übergeht, es bestimmt sich, weil es sich bestimmt, dies Übergehen geschicht durch einen sich selbst begründenden Akt der absoluten Freiheit; es ist ein Erschaffen aus nichts, ein Machen dessen, was nicht war, ein absolutes Anfangen. ...

Die Tätigkeit, die sich darin äußert, soll heißen reale Tätigkeit; der Akt, durch welchen er sich äußert, ein praktischer; das Feld, worin er sich äußert, das praktische, diesem Akte haben wir zugesehen und sehen ihm noch zu. Die Tätigkeit, womit dies geschieht, soll heißen ideale Tätigkeit.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 46f.
[Rechtschreibung angepasst]



 

Donnerstag, 21. August 2014

Das unmittelbare Bewusstsein und seine Repräsentation.


Beate Güldner

Aber soll denn das Ich Objekt des Bewusstseins werden? Dies ist nicht bewiesen. Im vorigen § wurde bewiesen, dass allem Bewusstsein ein unmittelbares Bewusstsein vorausgehen müsse; aber dies ist nie ein Objektives, sondern immer das Subjektive in allem Bewusstsein. Das Bewusstsein, aus dem wir jetzt argumentiert haben, ist nicht unmittelbar, es ist Repräsentation des unmittelbaren, aber es selbst nicht. Das unmittelbare ist Idee und kommt nicht zu Bewusstsein. Das erste Denken des Ich war ein freies Handeln, aber daraus folgt kein notwendiges.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 38

[Rechtschreibung angepasst]
 



Nota.

Im ästhetischen Zustand versetzt sich das empirische bürgerliche Ich, dass sich längst habituell Objekt geworden ist, absichtlich und künstlich ins 'unmittelbare Bewusstseins' zurück. Es hat keinen Gegenstand mehr, schon gar nicht sich. Es ist jetzt wieder lediglich anschauend.
JE



 

Mittwoch, 20. August 2014

Bedingt notwendig.


Stihl024, pixelio.de 

So gewiss also ein Ich gesetzt werden soll, so gewiss muss ein Nichtich mitgesetzt werden. ... 

Es ist etwas für das in unserer Betrachtung sich setzende Ich Vorhandenes. Das sich setzemde Ich findet es. Es findet es nicht als Produkt seiner Freiheit, sondern der Notwendigkeit, die aber eine bedingte ist und nur darum stattfindet, weil das Ich sich erst gesetzt hat. ...

Der Begriff des Nichtich ist kein Erfahrungsbegriff, er lässt sich nur aus der Handluing ableiten, durch die es konstruiert wird. Das Nichtich ist ein bloß Gesetztes, etwas, das durch bloßes Sein bestimmt wird. (Tiefer unten wird der Begriff des Seins aus dem Begriff der Tätigleit, der nicht witer eklärt werden kann, abgeleitet werden.)

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 37

[Rechtschreibung angepasst]



 

Dienstag, 19. August 2014

Zuerst ist Sinnlichkeit.


Thommy Weiss, pixelio.de 

...das Gefühl ist eins, es ist Bestimmtheit, Beschränktheit des ganzen Ich, über die es nicht hinauskann; es ist die letzte Grenze, es kann sonach nicht weiter zergliedert und zusammengesetzt werden, das Gefühl ist schlechthin, was es ist und weil es ist. Das durch das Gefühl Gegebene ist die Bedingung alles Handelns des Ich, die Sphäre, aber nicht das Objekt.

Die Darstellung des Gefühls in der Sinnenwelt ist das Fühlbare und wird gesetzt als Materie. Ich kann keine Materie hervorbringen oder vernichten, ich kann nicht machen, dass sie mich anders affiziert, als sie ihrer Natur nach tut. Entfernen oder annähern kann ich sie wohl. 

Das Positive soll Mannigfaltigkeit sein, weil es Gegenstand der Wahl für die Freiheit sein soll. Es müsste also mannigfaltige Gefühle geben, oder der Trieb müsste auf mannigfaltige Art affizierbar sein; welches man auch so ausdrücken könnte: Es gibt mehrere Triebe im Ich. Diese Mannigfltigkeit der Triebe ist nicht zu deduzieren oder aus einem Höheren abzuleiten, denn wir stehen hier an der Grenze. Dieses Mannigfaltige ist mit dem Postulate der Freiheit postuliert; hinterher wohl wird dieses Mannigfaltige im Trieb sich zeigen als Naturtrieb und wird aus der Natur erklärt werden; aber die Natur wird erst selbst zufolge des Gefühls gesetzt.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 69

[Rechtschreibung angepasst]



Nota.

"Soll": Die Wissenschaftslehre verfährt phämonenologisch; sie konstatiert, was (im wirklichen Bewusstsein der Menschen) ist, und will erklären, wie es dazu kommen kann. Es wird keineswegs 'aus einem Höheren abgeleitet'. 

Hier: Das Positive ist uns gegeben als Gegenstand der Freiheit - als Raum, in dem es auf meine Wahl ankommt. Um Gegenstand der Freiheit werden zu können, muss, "soll" es mannigfaltig sein, denn anders hätte ich keine Wahl; usw.
JE 

Montag, 18. August 2014

Der Ur-Sprung.

 
cosmiq bearbeitet

Nun ist die bestimmte Tätigkeit nicht eine bestimmte Tätigkeit überhaupt, welches ein Widerspruch wäre, sondern sie ist eine besondere bestimmte Tätigkeit. (Es kann nicht überhaupt, ohne auf eine gewisse Weise bestimmt sein. Man kann wohl in der Abstraktion so sagen, allein hier soll nicht abtrahiert, sondern angeschaut werden.) ...

Aber die bestimmte Tätigkeit lässt sich nicht setzen, ohne dass die entgegengesetze Tätigkeit, von welcher das Bestimmte abgezogen wird, mitgesetzt werde. Ein sich-Setzen lässt sich nicht verstehen, ohne dass ein sich-nicht-Setzen mitgesetzt werde. ... Man denkt nichts deutlich und kann nichts deutlich denken, ohne sein Gegenteil zugleich mitzudenken.


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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 36

[Rechtschreibung angepasst]



Nota. 

Das ist der in anthropologischer Hinsicht springende Punkt in der Wissenschaftslehre. Dass der Mensch wesentlich tätig ist, unterscheidet ihn nicht vom Tier. Irgendwas tut auch das Tier, und jederzeit. Aber der Mensch tut dieses, weil er es beabsichtigt, und nicht gelegentlich, sondern ein Leben lang, durch alle Generationen, und darum hat er seine eigene Geschichte.

Was das Tier tut, ist ihm evolutiv angestammt. Ist es bestimmt? Für den Ethologen auf der Beobachtungs- station ist es das, für das Tier nicht. 'Für' das Tier ist schlechthin gar nichts. Es tut, weil es nicht anders kann. Der Mensch kann anders, darum muss er wissen, was er will oder soll oder wollen soll. Dazu muss er bestimmen, und da tritt ein Riss in die Welt. Sie zerfällt fortan in eine bestimmte und eine unbestimmte Sphäre, er kann die eine nicht ohne die andere haben. So wurde sie überhaupt erst zur Welt: durch einen primalen Sprung, denn seither ist des Bestimmens kein Ende, und das Reich des Unbestimmten wurde dabei nicht kleiner, sondern höchstens tiefer.
JE



Sonntag, 17. August 2014

Alles Denken geht von der Anschauung aus.


 
In dieser in sich zurückgehenden Tätigkeit, als ruhend angeschaut, fällt Subjket und Objekt zusammen, und dadurch entsteht das positiv Fixierte. Dieses Zusammenfallen beider, und wie dadurch die Anschauung in einen Begriff verwandelt wird, lässt sich nicht anschauen, sondern nur denken. Nur die Anschauung lässt sich anschauen, nicht denken; das Denken lässt sich nur denken, nicht anschauen. Jede Äußerung des Gemüts lässt sich nur durch sich selber auffassen. ...

Bewusstsein der Anschauung haben ist philosophisches Genie; alles Denken geht von der Anschauung aus, sonach muss auch alles Philosophieren von der Anschauung ausgehen.

... Der Begriff entsteht mit der Anschauung zugleich in demselben Moment und ist von ihr unzertrennnlich. Es scheint uns, als ob der erste eher hätte sein müssen, aber es scheint nur so, weil wir den Begriff auf eine Anschauung zurück geziehen.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 33

[Rechtschreibung angepasst]





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE    

Samstag, 16. August 2014

Handeln, anschauen, Begriff.


M. Großmann  / pixelio.de

Handeln ist gleichsam Agilität, Übergehen im geistigen Sinne, dieser Agililtät wird im Bewusstsein entgegen-gesetzt ein Fixiertes, ein Beruhen; umgekehrt kann ich mir auch der Ruhe nicht bewusst werden, ohne dass ich mir der Tätigkeit bewusst bin. Man muss daher beide zugleich ansehen, um eins von beiden einzeln ansehen zu können. Nur durch Gegensatz ist ein bestimmtes klares Bewusstsein möglich. ...

Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den Zustand der Ruhe, / in dieser Ruhe wird das, was eigentlich Tätigkeit ist, ein Gesetztes, es bleibt keine Tätigkeit mehr, es wird ein Produkt, aber nicht etwa ein anderes Produkt als die Tätigkeit selbst, kein Stoff, kein Ding, welches vor der Vorstellung des Ich vorherging; sondern bloß das Handeln wird dadurch, dass es angeschaut wird, fixiert; so etwas heißt ein Begriff, im Gegensatz der Anschau-ung, welche auf die Tätigkeit als solche  geht.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 52f.
[Rechtschreibung angepasst]



 

Donnerstag, 14. August 2014

...nicht ohne die Unbestimmtheit mit zu setzen.


 
So lässt sich alles Handeln denken als ein Einschränken in eine gewisse Sphäre. Alles Bewusstsein ist ein Bewusstsein unseres Einschränkens unserer Tätigkeit, und kann ich mich nicht anschauen als beschränkend, ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit zu setzen, also ohne Unbestimmtheit mit zu setzen. Auf diesen Punkt kommt viel an.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 35 

[Rechtschreibung angepasst]





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE    

...das man nie finden wird.


RediSu, pixelio.de

Das Ich ist gar nicht Subjekt, sondern Subjekt-Objekt; sollte es bloß Subjekt sein, so fällt man in die Unbegreiflichkeit des Bewusstseins, soll es bloß Objekt sein, so wird man getrieben, ein Subjekt außer ihm zu suchen, das man nie finden wird. Ich, Subjekt, Seele und Gemüt sind nicht dasselbe. Subjekt ist das Ich, inwiefern es etwas setzt in der Vorstellung.

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Wissenschaftslehrenova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982,
S. 31
 




 

Mittwoch, 13. August 2014

Das Nichtich ist nur eine besondere Anschauung des Ich.


schubalu, pixelio.de

Das NichtIch ist also nichts anderes, als bloß eine andere Anschauung des Ich. Das Ich als Tätigkeit betrachtet gibt das Ich, das Ich in Ruhe betrachtet das NichtIch. Die Ansicht des Ich / als tätiges kann nicht stattfinden ohne die Ansicht des Ich als ruhenden, d. h. NichtIch. Daher kommts, dass der Dogmatiker, er das Ich nicht in Tätigkeit denkt, gar kein Ich hat. Sein Ich ist Accidens des NichtIch. Der Idealismus hat kein NichtIch, das NichtIch ist ihm nur eine andre Ansicht des Ich. Im Dogmatismus ist das Ich eine besondre Art vom Dinge, im Idealismus das NichtIch eine besondre Weise – das Ich anzusehen.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 42f.