Der Schlüsselbegriff bei Fichte ist eben nicht der Begriff, sondern das Bild. Er erklärt das Bewusstsein nicht aus der Vernunft, als eine Etappe auf dem Weg ihrer Selbstbegegnung, sondern die Vernunft aus dem Bewusstsein, und das beruht nicht nur –, sondern ist genau genommen nichts anderes als sein bildnerisches Vermögen.
Transzendentalphilosophie in zwei Sätzen.
Luke Hillestad, Echo
Was in der Intelligenz ist, ist Bild und nichts anderes. - Wir sehen alles in uns, wir sehen nur uns, nur als handelnd, nur als übergehend vom Bestimmbaren zum Bestimmten.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 54
Das ist die knappste Zusammenfassung der Wissenschaftslehre, die ich mir denken kann.
JE
Was in der Intelligenz ist, ist Bild und nichts andres.
Das Ich der bisherigen Philosophen ist ein Spiegel, nun ab er sieht der Spiegel nicht, darum wird bei ihnen das Anschauen, das Sehen nicht erklärt, es wird bei ihnen nur der Begriff des Abspiegelns gesetzt. Dieser Fehler kann nur gehoben werden durch den richtigen Begriff vom Ich.
Das Ich der Wissenschaftslehre ist kein Spiegel, es ist ein Auge. Alles innere Geistige hat ein äußeres Bild. Wer das Ich nicht kennt, weiß auch nicht, was ein Auge ist. In der gewöhnlichen Ansicht soll das Auge nicht sehen, etwas durch das Auge [Gesehenes?] ist ein sich selbst abspiegelnder Spiegel. Das Wesen des Auges ist: ein Bild für sich sein, und ein Bild für sich ist das Wesen der Intelligenz. Durch sein eigenes Sehen wird das Erste und das Letzte sich zum Bilde; was in der Intelligenz ist, ist Bild und nichts andres.
Aber ein Bild bezieht sich auf eine Objekt; wo ein Bild ist, muss etwas sein, das abgebildet wird. So ist auch die ideale Tätigkeit geschildert worden, als ein Nachmachen, ein Nachbilden. Wird ein Bewusstsein angenommen, so wird auch ein Objekt desselben angenommen. Dies kann nur Handeln des Ich sein, denn alles Handeln des Ich ist nur unmittelbar anschaubar, alles Übrige nur mittelbar; wir sehen alles in uns nur als handelnd, nur als übergehend vom Bestimmbaren zum Bestimmten.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 54
Das Anschauen meiner selbst ist ein Bilden.
Das Ideale* ist es, welches setzt und welches das Praktische setzt als sich selbst. Das Ideale muss so verfahren, da es nur kennt, was in ihm ist. - Es ist bildend, es muss das Praktische sonach auch setzen als bildend. Es sieht gleichsam ein Bilden in das Praktische hinein, und dies Bild ists, wodurch das Praktische dem Idealen zu sich selbst wird. Die Zuschreibung der Anschauung ist der Punkt, der es vereinigt. Nun aber ist das Praktische als frei anfangend kein Nachbilden, jenes Bild des Praktischen ist daher kein Nachbild, sondern ein Bild.
*) [=die ideale Tätigkeit]
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 53
Geist ist Einbildungskraft.
Was es auch sein möge, das den letzten Grund einer Vorstellung enthält, so ist wenigstens so viel klar, dass es nicht selbst eine Vorstellung sei und dass eine Umwandlung damit vorgehen müsste, ehe es fähig ist, in unserm Bewusstsein als Stoff einer Vorstellung angetroffen zu werden. / Das Vermögen dieser Umwandlung ist die Einbildungskraft. – Sie ist Bildnerin. Ich rede nicht von ihr, insofern sie ehemals gehabte Vorstellungen wieder hervorruft, verbindet, ordnet, sondern indem sie überhaupt etwas erst zu einer Vorstellung macht. – Sie ist insofern Schöpferin des eigenen Bewußtseins. Ihrer, in dieser Funktion ist man sich nicht bewußt, gerade weil vor dieser Funktion vorher gar kein Bewusstsein ist. Die schaffende Einbildungskraft. Sie ist Geist.
Resultat. Dieses Bild müssen wir selbst bilden.
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Qualia, oder: Bilder sind der Stoff der Vorstellung.
Die Wissensschaftslehre hat es noch nicht zu tun mit dem System der durcheinander in gegenseitiger Wech- selbestimmung voneinander abgegrenzten und miteinander verketteten Begriffe - Symbolnetz, Sprachspiel usw. Ein solches System wäre eine Allgemeine Logik. Das ist die Wissenschaftslehre nicht. Ihr Verfahren ist daher nicht diskursiv.
In der Wissenschaftslehre tritt der Begriff noch auf in seiner Entstehung - als gesetzte Vorstellung. Sie gibt nicht an, wie man einen Begriff wiederauffindet durch Nachsuche im allgemeinen Verweisungsgeflecht, sondern wie man eine Vorstellung hervorbringt, indem man die zu ihrer Herstellung notwendigen Handlungsschritte nach-vollzieht. Ihr Verfahren ist genetisch. Gesetzt ist die Vorstellung als Bild, das man anschauen kann, indem man es selber malt. Das Bild ist Quale, ist der Stoff der Vorstellung: Es ist das zu-Bestimmende. Es wird als Ganzes produziert, aber nicht aus vorliegenden Teilen re-produziert. Vorausgesetzt ist immer nur eine von jedem selbst zu unternehmende erste Handlung, aus der alles weitere folgt - nicht an sich, sondern nur, wenn man es will.
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