Sonntag, 30. September 2018

Das reine Wollen ist der kategorische Imperativ.


Es war die Rede von dem Mannigfaltigen des Gefühls, inwiefern wir Kausalität haben; oder wie wir Einheit in das Mannigfaltige bringen dadurch, dass wir es auf unser Wollen beziehen und davon ableiten. Das ist der An- fang alles Bewusstseins.

Diesen Zustand wollen wir näher betrachten: In ihm liegt zweierlei ganz Verschiedenes. Es sind gleichsam zwei Seiten, auf der einen etwas Sinnliches, das Mannigfaltige des Gefühls; auf der anderen Seite das intelligible Ich, das Wollende. In der Mitte als Vereinigung von beiden: das Denken meiner selbst als enthaltend den Grund der Sukzession des Mannigfaltigen. Wie ist nun dieses Denken meiner selbst möglich?


Dies untersuchen wir jetzt. Wie finde ich mich, wie werde ich mir gegeben? Denn das Denken ist ein idealer Akt, welcher sein Objekt als gegeben voraussetzt.

Im vorigen Paragraphen haben wir vorläufig geantwortet: Dieses Denken bezieht sich auf eine intellektuelle Anschauung; //142// und dies muss hier näher bestimmt werden. Was ist denn nun die intellektuelle Anschauung selbst, und wie entsteht sie?

Entstehen ist ein Zeitbegriff, ein Sinnliches, aber die intellektuelle Anschauung ist nicht sinnlich, sie entsteht also nicht, sie ist; und es kann nur von ihr gesprochen werden im Gegensatz zur sinnlichen.

Zuvörderst kommt die intellektuelle Anschauung nicht unmittelbar vor, sondern sie wird in jedem Denkakte nur gedacht, sie ist das Höchste im endlichen Wesen. Auch der Philosoph kann sie nur durch Abstraktion und Reflexion zu Stande bringen.

Negativ angeschaut ist sie keine sinnliche [Anschauung], die Form der sinnlichen Anschauung ist Übergehen vom Bestimmbaren zur Bestimmtheit. Dies muss in jenem Wollen, insofern es intellektuell angeschaut wird, ganz und gar wegfallen, und es bleibt nur ein bloßes Anschauen unserer Bestimmtheit, die da ist, aber nicht wird. (Die Anschauung der Form nach versteht sich von selbst, denn das Ich muss beibehalten werden.) Es wäre sonach ein bloßes Anschauen meiner selbst als eines Bestimmten.

Wie wird nun diese Bestimmtheit erscheinen? Erscheinung passt nur auf sinnliche Wahrnehmung, wie kommt sie also in der sinnlichen Wahrnehmung vor? Als ein Wollen, aber der Charakter des Wollens ist nach dem Obi- gen ein Sollen, ein Fordern. Sonach müsste diese Bestimmtheit erscheinen als bestimmtes, absolutes Sollen, als kategorische Forderung. Diese bloße Form des Sollens, dieses absolute Fordern ist noch nicht das Sittengesetz; dieses wird es erst, in wiefern es auf eine sinnliche Willkür bezogen wird, und davon ist hier noch nicht die Rede.

Man könnte es nennen reinen Willen, abgesondert von aller Bedingung der Anschauung. Dieser müsste es sein, welchen wir jenem Denken, das wir beschrieben, zum Grunde legen. Aber nun weiß ich wohl das Was, auf wel- ches jenes Denken geht, aber nicht das Wie. Das vermittelnde Glied zwischen diesem Denken und Wollen müss- te ein Gefühl sein, denn es ist ein notwendiges Denken. Was könnte dies nun für ein Gefühl sein?

Gefühl ist Beschränkung des Strebens, sonach müsste das Streben über jene durch das reine Wollen ursprüng- //143//lich bestimmte Streben-Sphäre hinausgehen; und aus der Beschränktheit dieses Strebens durch das reine Wollen würde das Gefühl des Nichtdürfens über jene Sphäre des Sollens innerhalb dieser Sphäre, entstehen [sic].

(Das Herausgehen über jene durch den reinen Willen bestimmte Sphäre ist selbst etwas Sinnliches, weil es dem reinen Wollen, dem eigentlichen wahren Ich entgegegesetzt ist.) 

Wir finden also Freiheit und Beschränktheit ursprünglich vereinigt in der kategorischen Forderung, die notwen- dig angenommen werden muss, wenn Bewusstsein erklärt werden soll: Freiheit, indem angefangen werden soll, Beschränktheit, in wiefern über die bestimmte Sphäre nicht hinausgegangen werden soll.

4. Die Schwierigkeit war eigentlich, ein Wollen zu erklären ohne Erkenntnis des Objekts. Der Grund der Schwie- rigkeit lag darin, dass das Wollen nur betrachtet wurde als ein empirisches, als ein Übergehen vom Bestimmba- ren zum Bestimmten. Diese Behauptung ist nun geleugnet worden; es ist ein Wollen postuliert worden, das die Erkenntnis der Objekts nicht voraussetzt, sondern schon bei sich führet, das sich nicht auf Beratschlagung gründet. Und dadurch ist nun die Schwierigkeit völlig gehoben.

Das reine Wollen ist der kategorische Imperativ; es wird aber hier nicht so gebraucht, sondern nur zur Erklä- rung des Bewusstseins überhaupt. Kant braucht den kategorischen Imperativ nur zur Erklärung des Bewusst- seins der Pflicht.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 141ff.



Nota. - Das reine Wollen ist der kategorische Imperativ der Wissenschaftslehre. Während bei Kant der katego- rische Imperativ erst in der praktischen Philosophie vorkommt zur Erklärung des Bewusstseins der Pflicht, liegt er in der neuen Darstellung der Wissenschaftslehre dem ganzen System zu Grunde. Das reine Wollen ist diejenige prädikative Qualität, aus deren absoluter Unbestimmtheit sich ein Ich heraus und einem Nichtich entgegen setzen soll.

Es wird nicht behauptet, dass es so ist. Es wird gesagt, dass man es sich so vorstellen muss, wenn man (zum Schluss) die Wirklichkeit des vernünftigen Bewusstsein verstehen will. Auf letzteres kommt es an; es muss also nicht nur gezeigt werden, wie es möglich ist, dass aus dem reinen Wollen sich durch reelles Wollen in der sinn- lichen Welt etwas zu etwas bestimmt, sondern es muss vor allem gezeigt werden, wie es davon ein Bewusstsein er- langt. Im Akt selber geschieht das nicht. Wenn die Tätigkeit nicht an einem Punkt beschränkt wird, läuft sie ins Unendliche fort und ist nicht zu halten. Sie muss an einer Grenze zum Stehen kommen, um bestimmt werden zu können, und die kann nur von einem Gefühl gesetzt werden.

Das Gefühl wiederum kann angeschaut werden. Nicht aber die Tätigkeit, wodurch es möglich wurde! Entstan- den als ein Bestimmtes ist dagegen das Tätige. Als ein solches kann es gedacht werden - nämlich als gegeben. Als eines, das schon da war, bevor es erschien. Es schaut das Ich sich an als sich selbst vorausgesetzt: wie ein als sich-selbst-Bestimmendes bestimmt. Hinter dem empirischen Wollen von diesem oder jenem scheint so das reine Wollen als ein Sollen auf.


Wann immer ein Ich wirklich etwas denkt, denkt es diesen Vorgang mit, indem es ihn sachlich voraussetzt. Doch zu Bewusstsein kommt er ihm nicht von allein. Anschauen kann es ihn nur in der Vorstellung, aber das muss es wollen, in freier Reflexion.


Postskriptum zum Nicht-Dürfen: Die Beschränkung der realen Tätigkeit durch das Gefühl ist ein Schranke für das Wollen. Nichts anderes bedeutet Nicht-Dürfen hier. Von Moral ist noch gar nicht die Rede.

JE



Samstag, 29. September 2018

Transzendentaler Denkzwang.


Ich kann eine Kneifzange nur ihrer Bestimmung gemäß gebrauchen, indem ich sie - ihrer Bestimmung gemäß gebrauche. 

Ich kann sie allerdings anders als ihrer Bestimmung nach gebrauchen; ins Wasser werfen, Briefe damit beschwe- ren, einen Nagel in die Wand klopfen. Doch dann wird sie nicht den Dienst tun, für den sie bestimmt war - einen Draht durchkneifen, einen Nagel aus der Wand ziehen, ein Stück Holz abbrechen.

Die Bestimmung - das Noumenale - ist mit ihrer sinnlichen Gestalt - dem Phänomenalen - bereits synthetisiert, ihr Zweck ist nicht mehr 'gemeint', sondern in sie hineinkonstruiert. Er wird sich in ihrer sinnlichen Gestalt gel- tend machen.

Nicht anders ist es mit unseren Denkgesetzen. Ich kann mir vorstellen, was und wie ich will. Aber die Begriffe und die Schlussregeln so benutzen, dass sie dem Zweck dienen, für den sie erschaffen wurden, kann ich nur, in- dem ich sie so benutze, dass sie ihrem Zweck dienen. Das scheint nur darum mysteriös, weil es tautologisch ist und keinen Grund hat als sich selbst.





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JE
  

Freitag, 28. September 2018

Geltend machen.

L. Sauer

Bestimmen heißt: eine Geltung zuschreiben.
Die Geltung einer Sache ist der mögliche Zweck, für den sie taugt.







Mittwoch, 26. September 2018

Das Schema der Wissenschaftslehre, vorwärts und rückwärts.

E. Muybridge

Die Wissenschaftslehre sucht sonach den Grund von allem Denken, das für uns da ist, in dem innern Verfah- ren des endlichen Vernunftwesens überhaupt. Sie wird sich kurz so ausdrücken: Das Wesen der Vernunft be- steht darin, dass ich mich selbst setze, aber das kann ich nicht, ohne mir eine / Welt, und zwar eine bestimmte Welt entgegenzusetzen, die im Raume ist und deren Erscheinungen in der Zeit aufeinanderfolgen; dies alles geschieht in einem ungeteilten Moment; da Eins geschieht, geschieht zugleich alles Übrige.

Aber die Philosophie und besonders die Wissenschaftslehre will diesen einen Akt genau kennen lernen, nun aber lernt man nichts genau kennen, wenn man es nicht zerlegt und zergliedert. So macht es also auch die Wis- senschaftslehre mit dieser einen Handlung des Ich, und wir bekommen eine Reihe miteinander verbundener Handlungen des Ich – darum, weil wir die eine Handlung nicht auf einmal fassen können, weil der Philosoph ein Wesen ist, das in der Zeit denken muss. 
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 8f.


Nota I. – Hier steht es unmissverständlich: Das Wesen der Vernunft besteht in einem Akt. Vorher war nichts, es kommt hernach nichts hinzu; keine Bedingung, keine Einschränkung, keine Erweiterung. Sollte er wirklich von allem Anfang an der Vernunft ein – immanentes oder ihr vorausgesetztes – Programm zu-gedacht haben, so müsste er es heimlich getan haben; gesagt hat er jedenfalls ausdrücklich das Gegenteil..

26. 10. 15

Nota II. - Um mich als Ich zu setzen, muss ich mir eine reale Welt entgegensetzen, die in Raum und Zeit besteht und in denen das Gesetz von Ursache und Wirkung herrscht. Meine Aufgabe ist das Fortbestimmen der Dinge in der Welt und eo ipso meiner selbst, und das ist nichts anderes als das freie Bestimmen meiner Zwecke mit und zwischen ihnen. Der Aufgabe wurde ich gewahr, indem ich mich in einer Reihe vernünftiger Wesen vor- fand, unter denen ich meine Zwecke so bestimme, dass auch sie die ihren frei bestimmen können. Summa: Ver- nunft besteht in der Suche nach gemeinsamer Zweckbestimmung. 

Das ist, grob gesagt, das Schema der Wissenschaftslehre. Hinzugefügt sei, dass hier das wirkliche Verfahren der Transzendentalphilosophie umgekehrt wird. Ihr tatsächlicher Ausgangspunkt war nicht ein Ich, das sich setzen soll, sondern vielmehr die vorgegebene Vorstellung von Vernunft als der Aufgabe, gemeinsame Zwecke zu be- stimmen. Von diesem Ausgangspunkt ging sie zurück zu den Bedingungen seiner Möglichkeit und fand auf - ein Unbestimmtes, das sich als Ich setzen soll.
JE

Dienstag, 25. September 2018

Nachwort zu "Über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung".

Bosch

Fichtes Aufsatz über den Grund unseres Glaubens war ein doppelter Skandal. Zum ersten ein öffentlicher: Die Vorstellung eines aus der Vernunft - zwar nicht aus Begriffen, wohl aber aus der Logik - konstruierten Gottes trug ihm den Vorwurf des Atheismus ein. Zum zweiten ein philosophischer: Nichts in seinem bisherigen Vortrag der Transzendentalphilosophie war geeignet, dieses Zauberkunststück in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.

Genauer gesagt - in seinem gedruckten akademischen Vortrag, dem die Aufmerksamkeit der Kritiker galt und der der Öffentlichkeit vorlag. Es musste daher so aussehen, als habe er die Idee erst bei Gelegenheit von Forbergs Essay aus dem Ärmel gezogen. Inzwischen hat die Arbeit an der Gesamt-Ausgabe ein Fragment aus seinen öffentliche Vorträgen außerhalb der Universität zu Tage gefördert, die er teils vor Beginn, teils zu An- fang seiner regulären Vorlesungen in Jena gehalten hat. Daraus erhellt, dass die Idee eines vorbegrifflichen, ok- kulten Ur-Quells der Vernunft ihm längst und vermutlich schon lange vor seinem Übertritt zur Transzenden- talphilosophie vorgeschwebt hatte.


Er hatte wohlweislich vermieden, sie in den Gang der Vernunftkritik systematisch unterzubringen, aber Forbergs Beitrag nötigte oder verlockte ihn, sie durch Räsonnement nachträglich in die Wissenschaftslehre einzuschieben. Das ist ihm und ihr in jeder Hinsicht übel bekommen.




Montag, 24. September 2018

Beschränktheit und Selbstbeschränkung.


Wir müssen aller Untersuchung voraus im Ich anknüpfen eine unbeschränkbare und eine beschränkbare Tätig- keit (ideale und reale Tätigkeit.) Die letzte werde auf eine bestimmte Weise beschränkt. Die Bestimmtheit be- steht durch die Veränderung des Zustandes; durch die Veränderung wird der Zustand von allen Seiten geschlos- sen. 

Aber sie ist nicht beschränkt, wenn die absolut freie Tätigkeit darauf nicht reflektiert und die Beschränktheit nicht begreift. Aber die ideale Tätigkeit kann diese Beschränktheit nur an sich [selbst] begreifen, das heißt, sie muss auch selbst beschränkt sein. Da sie aber frei ist, so kann sie nicht durch das Beschränkende aufgesucht werden, sondern sie gibt sich de[m]selben mit Freiheit hin. 

Sie kann aber das Ich nicht begreifen, ohne es [als] beschränkt zu begreifen, dies gibt den Begriff des Ich, aber sie kann dies nicht, ohne ein Beschränkendes zu setzen, dies gibt der Begriff des NichtIch.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 100


Nota I. -
 Das ist im Ton eines Lehrsatzes vorgetragen, nämlich als Resümee in der letzten Lesung vor den Weih- nachtsferien. Umso wichtiger, daran zu erinnern: Dies ist kein Bericht davon, was einem menschlichen Indivi- duum wirklich widerfährt in der Welt, bevor es zur Person wird; es ist eine Rekonstruktion davon, was in seiner Vorstellung geschehen sein muss, damit es zu einem bewussten Subjekt werden konnte.

31. 1. 15

Nota II. - Hier steckt wieder Fichtes Vorstellung vom Quantum, nämlich von der Quantifizierbarkeit drin. 'Tä- tigkeit' ist an sich ein und dieselbe. Aber sie 'teilt sich auf' je nach dem Nichtich, auf das sie stößt; so als reale Tätigkeit; oder nach dem Nichtich, das sie wählt: so als ideale Tätigkeit.

Ist das reale Tätigkeits'quantum' beschränkt? Dann liegt die Beschränktheit der Tätigkeit dem Widerstand des Nichtich voraus und liegt in ihr selbst; und dann war nicht eine Tätigkeit, sondern waren von Anbeginn zwei. Woher aber dies?

Die Auflösung ist: Die Beschränkung durch das Nichtich war vorab im Ich selber angelegt als seine grundsätz- liche Bereitschaft zur Selbstbeschränkung. Wenn Freiheit absolut gedacht wird (hier ist die Rede vom Vorstel- len), kann nur sie selber sich begrenzen. Wenn das reine Wollen real werden soll, muss es etwas wollen. Durch Realisierung des Gewollten wird die Grenze überwunden; und so weiter fort ins Unendliche.

Nota III. - Die Wissenschaftslehre sucht nicht nach metaphysischen Gründen, aus denen die Vernunft mit kau- saler oder teleologischer Notwendigkeit hervorgehen musste; sondern sie sucht das Faktum der Vernunft aus aufgefundenen Bedingungen ihrer Möglichkeit zu rekonstruieren und im Rekonstruieren anzuschauen, wie Ver-nunft verfährt.





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JE
 
JE 

Sonntag, 23. September 2018

Vorstellen oder bloß kombinieren.



Die begriffs-logische Auffassung ist: Omnis determinatio est negatio.

Die vorstellungs-genetische Auffassung sagt, ein Unbestimmtes entsteht überhaupt erst durch Bestimmung – als das übrigbleibende Bestimmbare.


31. 10. 15


Das Sein und das Nichts, das Positive und das Negative, Tun und Nichtstun sind nicht ontologisch gleich- rangig. Zuerst muss etwas gesetzt worden sein, bevor es einer bestreiten kann. Die dialektische Bewegung ge- schieht nicht von allein; es muss sie einer angefangen haben - und immer wieder neu beginnen. Sie ist gar nichts anderes als ein immer-fort-Bestimmen.







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JE
 

Samstag, 22. September 2018

Eine aktualistische Fundamentalontologie.


Wir handeln nicht, weil wir erkennen, sondern wir erkennen, weil wir zu handeln bestimmt sind; die praktische Vernunft ist die Wurzel aller Vernunft. Die Handelsgesetze für vernünftige Wesen sind unmittelbar gewiss:* ihre Welt ist gewiss nur dadurch, dass jene gewiss sind

Wir können den ersteren nicht absagen, ohne dass uns die Welt, und mit ihr wir selbst in das absolute Nichts versinken; wir erheben uns aus diesem Nichts, und erhalten uns über diesem Nichts lediglich durch unsere Moralität.
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Die Bestimmung des Menschen, SW II, S. 263

*) "Die Moral sagt schlechterdings nichts Bestimmtes – sie ist das Gewissen – eine bloße Richterin ohne Ge- setz. Sie gebietet unmittelbar, aber immer einzeln. Gesetze sind der Moral durchaus entgegen." Novalis, Allge- meines Brouillon, N°670
 

Nota I.
- Ab hier wird die Wissenschaftslehre zu einer Fundamentalontologie. Sein ist Dasein und Dasein ist Handeln-müssen. Das ist keine Metaphysik, die aus Begriffen konstruiert. Es ist eine Existenzphilosophie, auf theortischen Erwägungen beruht sie nur ex negativo. Sie kann vielmehr als Metaphilosophie das theoretische Wissen ihrerseits begründen.


28. 4. 14 

Nota II. - "Ab hier wird...": Philosophisch ist das richtig, philologisch ist es falsch. In der Bestimmung des Menschen vollzieht Fichte vielmehr auf Jacobis Einrede hin seine dogmatische Abkehr von der Transzendentalphiloso- phie. Obiges Zitat stammt aus dem Zweiten Buch unterm Titel "Zweifel". Dort entwickelt er mit einiger Radi- kalität die nihilistischen Konsequenzen der Kritischen Philosophie. Im Dritten Buch, "Wissen", bekehrt er sich zu einer realistischen, neodogmatischen proiectio per hiatum irrationalem (die er aber zugleich Jacobi vorwirft).  

Jacobis Einwände waren ausdrücklich nicht philosophisch begründet. Er bestätigt Fichte im Gegenteil, die Wissenschaftslehre sei wirklich, wie jener behauptete, die regelrechte und konsequente Vollendung der Kant- schen Kritik. Sein Einwand ist weltanschaulisch und moralistisch motiviert: Wäre sie nur auf sich selbst gestellt, schwebte die Vernunft in der Luft und hätte nichts, woran sie sich halten kann. Ein sittliches Leben sei so nicht möglich. 


Das traf Fichte härter als der Vorwurf des Atheismus. Für ihn sollten Vernunft und Sittlichkeit einander ver- bürgen und momöglich 'letzten Endes dasselbe' sein, denn um die richtigen Zwecke geht es ja beiden. Das Problem ist dann aber die Richtigkeit der Zwecke. Der radikale Kritizist wird sagen: Die wird sich finden. Aber so radikal war Fichte doch nicht. Im tiefsten Herzen wollte er glauben: Sie wird sich wieder finden. 

Doch ohne Streit weder dieses noch jenes.
JE


Freitag, 21. September 2018

Durch bestimmteTätigkeit entsteht mir ein Unbestimmtes als das Bestimmbare.

librileo

Beim ersten Schritte, den wir in der Wissenschaftslehre taten, war es uns darum zu tun, dass das Ich nur durch Tätigkeit charakterisiert würde, und wie dies geschähe... Es wurde auf das Zustandekommen des Begriffs vom Ich achtgegeben und auf nichts anderes.

Diese Einschränkung wurde bemerkt, und nur in dieser Bemerkung wurde man sich der Tätigkeit bewusst. Dieses Abziehen von jedem möglichen anderen Gegenstande und Hinrichtung auf ein Bestimmtes war eben diese Tätigkeit. So lässt sich alles Handeln denken als ein Einschränken in eine gewisse Sphäre. Alles Bewusst- sein der Selbsttätigkeit ist ein Bewusstsein unseres Einschränkens unserer Tätigkeit. Nun kann ich mich nicht an- schauen als beschränkend, ohne ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit mit zu setzen, also ohne die Unbestimmt- heit zu setzen und dem Bestimmten entgegenzusetzen. Auf diesen Punkt kommt Vieles an.

Das Bestimmte, auf das Denken des Ich Beschränkte wird als Tätigkeit gesetzt und kommt als solches zum Bewusstsein, mithin kommt auch das Unbestimmte nur durch Tätigkeit zum Bewusstsein, welches wir, weil es in Beziehung auf das Bestimmtsein und mit ihm zugleich gesetzt wird, das Bestimm-/bare nennen wollen. Nach dem Obigen ist Tätigkeit nicht ohne Ruhe anschaubar, aber Tätigkeit ist nicht anschaubar, außer als be-stimmte, aber der Begriff einer bestimmten Tätigkeit ist nicht möglich ohne das Anschauen eines Bestimm-baren.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 35f.


Nota. - Ausgangspunkt ist, dass ein Begriff des Ich zustandekommt; und dass er nur durch Tätigkeit zustande- kommen konnte. 

Tätigkeit ist - als das Material, aus dem das Ich sich setzen soll - noch ohne alle weitere Bestimmung. Um diese Tätigkeit zu werden, muss sie sich gegen etwas - oder sich etwas entgegen - setzen; und das heißt, die eben noch unbestimmte und insofern unendliche Tätigkeit muss sich einschränken. Sie wird durch das Objekt nur einge- schränkt, sofern sie auf das Objekt gegangen ist; Einschränkung ist immer auch Selbsteinschränkung. Ange- schaut wird und zum Bewusstsein kommt diese Synthesis von Tätigkeit und Beschränkung: als Handeln. Dies ist alles Reale, das uns gegeben ist. Es ist Bestimmen. Durch mein Handeln wird die ganze Sphäre, die einstweilen außer- halb meiner Tätigkeit liegt, zu einem Bestimmbaren.
JE


 

Donnerstag, 20. September 2018

Inwiefern die Wissenschaftslehre realistisch ist.

de Ribera, Jacobs Traum

Die Philosophie desjenigen, der behauptet, dass der Mensch vorstellend ohne Handeln sei, ist bodenlos. Im Handeln erst komme ich auf Objekte. Hier wird erst recht klar, was es heiße: das Ich sieht die Welt in sich; oder: gibt es keine praktische, so gibt es auch keine ideale Tätigkeit; gibt es kein Handeln, so gibt es kein Vor- stellen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 61


Nota I. - Doch nie zu vergessen: 'Real' wird ein Handeln nicht erst, sobald eine Hand ihre Finger krümmt. Real ist allein schon das Einbilden; aber eben schon das Einbilden selbst; nicht erst das Anschauen des Eingebildeten: Das ist ideale Tätigkeit, oder Reflexion. Nochmal etwas anderes ist, wenn die reale Tätigkeit des Einbildens auf einen Widerstand stößt: Dann muss ihre Realität sich behaupten, und dazu werden Hand und Finger wohl benö- tigt.
14. 12. 14

Nota II. - Auf einen Widerstand stößt sie jedoch allenthalben, weil sie in einer Welt geschieht.

Die res der Wissenschaftslehre ist allerdings nicht ein Ding, das überhaupt erst als Widerstand gegen die Tätigkeit zu Etwas wird, noch ein Begriff, der erst als lebloses Abbild des Handelns entsteht; sondern das Handeln selber; Widerstand inklusive. 
JE




Mittwoch, 19. September 2018

Das unmittelbare Bewusstsein meiner selbst.

Dirck van Baburen, Lockere Gesellschaft

Alles Bewusstseyn ist bedingt durch das unmittelbare Bewusstseyn unserer selbst.
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Versuch einere neuen Darstellung der Wissenschaftslehre,
Überschrift zums Ersten Kapitel, SW Bd. I, S. 522


Nota I. - Dies nur, um zu erinnern: So transzendental das abolute Ich auch sei - wenn überhaupt, kommt es nur durch ein Handeln wirklich lebender menschlicher Individuen zustande. Elementarer ist nichts.
30. 3. 14.

Nota II. - Ausgangspunkt des tatsächlichen Bewusstseins - nicht der Wissenschaftslehre! - ist das Faktum des unmittelbaren Bewusstseins meiner selbst. Es ist gegeben vor aller Reflexion. "Das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde." Nova methodo, S. 49 

'Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusst- sein zu bilden', stellt sich dem realen Individuum nicht, sondern nur dem Philosophen: "Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig." ebd. Hat ein Ich sich als ein solches gesetzt, so durch Anschauung des 'unmittelbaren Bewusstseins'. "Das Ideale ist das Sub- jektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zu- sieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da." ebd

Das 'unmittelbare Bewusstsein meiner selbst' ist ein Faktum, gesetzt durch reale Tätigkeit, und also noch kein Bewusst sein. Dazu wird es durch die ideale Tätigkeit des Anschauens.

('Das Praktische', nämlich Tätigkeit, ist der alleinige Gegenstand der Wissenschaftslehre: für sie ist es Objekt und objektiv, und insofern ist es 'real'. Sofern 'das Praktische' sich selbst zusieht, wird es 'ideal' und subjektiv.) 
JE

Dienstag, 18. September 2018

Was heißt: sich etwas denken?


Was heißt: sich denken, sich etwas denken? Die Art, wodurch die Noumene zu Stande kommen, ist das 'sich denken'? Das Intelligible in das Sinnliche hineinsetzen als Vereinigungsgrund heißt: sich etwas denken. Das bloß Gedachte ist nicht in der Erfahrung, sondern wird erst durch das Erfahrende heineingetragen; daher heißt es a priori in der Bedeutung, wie Kant dies Wort nimmt.

A priori und a posteriori kann zweierlei heißen: A) Entweder es ist vom ganzen System des Bewusstseins die Rede; dies kann betrachtet werden als gegeben, wie es im gemeinen Bewusstseint vorkommt, und dann heißt es a poste- riori; wird es vom Philosophen abgeleitet, heißt es a priori in der weitesten Bedeutung. 

B) Oder a posteriori heißt, was zufolge eines Gefühls der reinen* Anschauung vorkommt, und dann heißt  a priori das, was durch denken in das Mannigfaltige der Gefühle hineingetragen wird, um das Mannigfaltige zu vereini- gen. Kant hat die Form des Denkens in diesem Verfahren richtig geschildert, aber das Materiale, woher es kommt, fehlt.
*) [kann auch heißen: innern]  
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Wissenschaftslehre nova methodo, 
Hamburg 1982, S. 137



Nota I. - Das Sinnliche ist das schlechterdings Mannigfaltige. Jedes Einzelne ist eine Welt für sich, eine Monade, die so, wie sie vor dir liegt, nichts mit irgendeiner andern Monade gemeinsam hat. Es 'ist' nicht einmal dieses-und-kein-anderes: Es begegnet dir nur als ein flüchtiger Moment in einem unendlichen Erlebnisstrom: ein Phänomen. Um es als dieses zu fixieren, musst du es aus dem Strom herausgreifen - und ipso facto zu den anderen Diesen gesellen, die du vorher schon herausgegriffen hattest. Und siehe, schon hast du ein Intelligibles in ein bislang nur Sinnliches hineingesteckt.

Und das war erst der Anfang.


19. 4. 15 

Nota II. - Ja ja, das Auszeichnen von einem vor dem andern ist etwas über-Sinnliches; 'intelligibel' aber nur in- sofern, als ich 'herauslesen' kann, dass da einer etwas ausgezeichnet hat; aber womit er es ausgezeichnet hat, als was er es ausgezeichnet hat, erkenne ich nicht. Das Was ist apriori intelligibel, weil es zuerst angeschaut wurde, durch die Einbildungskraft, insofern sie produktiv war: real tätig; reflektierend von der Einbildungskraft, soweit sie ide- al tätig ist. Dem Was, dem Quale, kann ich nun mehreres Mannigfaltige zu- und überordnen und es eo ipso ver- einigen...

Das Wie des Vorgangs habe Kant richtig geschildert, aber das Materiale: 'woher das kommt, was durch Denken in das Mannigfaltige der Gefühle hineingetragen wird', fehlt bei ihm. Und zwar deshalb: Die Einbildungskraft kommt als produktive bei Kant nur beiläufig vor, empirisch neben allem Andern aufgefunden und nicht zu ihm ins Verhältnis gesetzt; während es bei F. die "prädikative Qualität" des Ich selbst ist, aus dem das reale Bewusstsein sich entwickelt.
JE


 

Montag, 17. September 2018

Produktive Arbeit.

Courbet, Holzfäller

Wessen sind wir uns denn eigentlich bewusst, wenn wir uns unseres Wirkens in der Sinnenwelt bewusst zu sein glauben? Was kann in diesem unmittelbaren Bewusstsein liegen, und was kann nicht in ihm liegen? - Wir sind uns unmittelbar bewusst unseres Begriffes vom Zwecke, des eigentlichen Wollens; einer absoluten Selbstbe- stimmung, wodurch gleichsam das ganze Gemüt auf einen einzigen Punkt zusammengefasst wird. Wir werden uns ferner unmittelbar bewusst der Realität und wirklichen Empfindung des vorher nur im Zweckbegriffe ge- dachten Objektes, als eines in der Sinnenwelt wirklich gegebenen.

Es dürfte jemand vorläufig einwenden: auch der Arbeit des Hervorbringens, die zwischen dem Entschluss des Willens und seiner Realisation in der Sinnenwelt in die Mitte fällt, sind wir uns bewusst. Ich antworte: dies ist kein besonderes Bewusstsein, sondern lediglich das schon angezeigte allmähliche Bewusstsein unserer Befriedi- gung. Von der Fassung des Entschlusses  geht diese an und  sukzessiv fort,  indem das Wollen sukzessiv fortge- setzt wird, bis zur vollständigen Ausführung unseres Zweckbegriffs. Also - dieses Bewusstsein ist nur die synthe- tische Vereinigung der aufgezeigten beiden Arten des Bewusstseins, des Wollens und des Gewollten, als eines wirklichen. 

Keinesweges bewusst sind wir uns des Zusammenhanges zwischen unserem Wollen und der Empfindung der Realität des Gewollten. ... /...

Was ich wollte, ist, wenn es wirklich wird, Objekt einer Empfindung. Es muss sonach ein bestimmtes Gefühl vor- handen  sein,  zufolge  dessen  es  gesetzt  wird,  da  alle  Realität für mich nur unter dieser Bedingung stattfin- det. Mein Wollen wäre sonach in diesem Falle von einem auf das Gewollte sich beziehenden Gefühle begleitet; durch welche Ansicht wir soviel gewinnen, dass die Sphäre unserer Untersuchung legiglich in das Ich fällt; wir nur von dem zu reden haben, was in uns vorgeht, keinesweges von dem, was außer uns vorgehen soll.

Gefühl ist immer Ausdruck unserer Begrenztheit; so auch hier. Nun ist in unserem Falle insbesondere ein Über- gang von einem Gefühl, bezogen auf das Objekt, wie es / ohne unser Zutun sein sollte, zu einem anderen Ge- fühle, bezogen auf dasselbe Objekt, wie es durch unsere Wirksamkeit modifiziert sein soll. Es ist sonach, da das letztere Produkt unserer Freiheit sein soll, ein Übergang aus einem begrenzten zu einem minder begrenzten Zu- stande.
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System der Sitttenlehre, SW IV, S. 70ff.

 
Nota I. - Es ist hier von der wirklichen, prosaischen, produktiven Arbeit die Rede. Wenn er aber einerseits alles Wirken nach Zweckbegriff, alle Zwecke dann mit der Pflicht, und die("annäherungsweise") Erfüllung der Pflicht schließlich mit der produktiven Arbeit in Zusammenhang bringt, kann nicht ausbleiben, dass er hinterher Sitt- lichkeit, die ich mir selbst gebiete, und gesellschaftliche Verantwortung, die mir das Vertragsverhältnis gebietet, mit einander vermengt findet. Er hat den  'Vernunftzweck' einer nicht nur rechtlichen, sondern gerechten Ge- sellschaftsverfassung als ein Ideal über mein Gewissen  gestülpt und beides zu einem Sittengesetz vermengt, das er dann auch noch göttlich aufgeladen hat.

Mögen sie ihm nachgesagt haben, er sei Atheist gewesen; aber Lutheraner war er doch.
JE

Nota II. - Wirkliche Arbeit, nämlich materiell produktive Tätigkeit, ist "Übergang aus einem begrenzten zu einem minder begrenzten Zustand"; ein Schritt auf dem Weg zu tatsächlicher Freiheit. Fichtes Vater war Weber, und wenn er wohl auch schon für einen Verleger produzierte, war er noch Eigentümer seines Webstuhls. Was Fichte unter Arbeit versteht, ist die Tätigkeit von Handwerkern und Ackerbauern. Die stehen, weil selber produktiv, in sittlicher Hinsicht über dem untätigen Adligen und unproduktiven Kaufmann. Aber an Fabriksystem und Lohn- arbeit konnte er noch nicht denken.

Ein fernes Echo findet sich im Herr-und-Knecht-Kapitels in Hegels Phänomenologie des Geistes; auch dort ist - irgendwie - der produktive Knecht dem zehrenden Herrn, der ihn unterdrückt, überlegen. Eine Generation später breitet sich die Lohnarbeit von England her auch auf dem Kontinent aus, und nun ist der Arbeiter zwar noch produktiv tätig, aber nicht mehr Eigentümer seines Produkts, das ihm schon  während der Arbeit nicht gehört und von dem er überhaupt nur ein Teilstück in die Hände bekommt. Als produktiv erscheint im Fabrik- system nicht mehr der Arbeitende, sondern das Kapital, das in der Tat dabei ist, alle Grenzen zu sprengen. 

Von Entfremdung redet Marx in diesem Zusammenhang. Es ist aber anzumerken, dass die Emphase bei Fichte nicht, wie bei Hegel und dem jungen Marx, auf der Vergegenständlichung des Arbeiters in seinem Produkt und der Verwirklichuung seiner Wesenskräfte liegt, sondern auf der Entgrenzung seiner Freiheit. 
JE