Das Ich ist ein Noumen.
Mit diesem Bestimmbaren wird das Ich vereinigt und angesehen als sein Vermittelndes, das bestimmende Ich. Das bestimmende Ich ist etwas einfaches Absolutes, durch bloße Denken produziertes, ein Noumen; darin wird ja nicht gedacht ein sich wirklich bestimmendes ich, da bloß die Form gedacht wird, das bloße Vermögen.
Dies ist ein sonderbarer Begriff, da sich nicht verstehen lässt, was ein bloßes Vermögen sein könnte, und doch ists im Bewusstsein gedacht; wenn ein Vermögen gedacht wird, wird die bloße Form gedacht, nicht aber ein bestimmtes Handeln dieser Art…
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 204
Das Ich und die intelligible Welt sind Noumena.
Luftspiegelung
Das Ich ist, wie es hier ... angesehen wird, etwas Intelligibles, ein Geistiges, es lässt sich bloß negativ bestimmen durch Abstraktion von der äußeren Anschauung. Die Form der äußeren Anschauung Raum und Zeit passt dar-auf gar nicht. Das Ich als ein geistiges ist ein Bestimmtes, das Bestimmbare dazu muss auch rein geistig sein, eine Masse des rein Geistigen (sit venia verbo, es wird sich unten zeigen als ein Reich vernünftiger Wesen, das Ich ist ein Teil dieses Masse; es wird sich unten zeigen, dass das Geistige sich teilen lasse.) Des Ich ist Vernunft und bestimmte Vernunft.
Das Bestimmbare dazu ist alle Vernunft (Wesen meiner Gattung), das Bestimmte bin ich (und da ich mir eine Sphäre des Vernünftigen entgegensetze:) Ich als Individuum.
Wir müssen hier das Bestimmbare und und Bestimmte gegen einander halten; entgegengesetzt sind sie sich darin: Das Bestimmte bin ich, das Bestimmbare bin ich nicht, ist Nichtich; gleich sind sie darin, dass beide gleich geistig sind (lediglich denkbar, Noumene).
Wie wird nun das bestimmte Ich, in welchem Sinne bin ich Ich, im Gegensatz gegen welche andere Wesen meinesgleichen?
Ich hat uns bisher bedeutet: in sich zurückgehende Tätigkeit, aber damit können wir jetzt nicht weiter auskom-men: dieses charakterisiert nur vernünftige Wesen vor anderen, vernunftlosen Objekten, auch wird sich in Zukunft zeigen, dass in sich zurückgehende Tätigkeit auch den organischen Naturprodukten zukommt. Wir müssen daher noch dieses hinzusetzen: dass mit der in sich zurückgehenden Tätigkeit der Gedanke derselben verbunden sei. /
Es entsteht aus der Bestimmtheit durch mich ein Gefühl, und aus diesem der Gedanke meiner selbst. Also ich finde mich als Objekt und bin mir selbst Objekt; aber ich kann mich unter keiner anderen Bedingung finden, als dass ich mich finde als Individuum unter mehreren geistigen Wesen. ...
Das Bestimmbare ist ein Reich vernünftiger Wesen außer mir. Aber vernünftige Wesen außer mir werden nur gedacht, um das Mannigfaltige zu erklären. Die Vernunft und den freien Willen Anderer außer mir nehme ich nicht wahr, ich schließe nur drauf aus einer Erscheinung der Sinnenwelt; sie gehören daher nicht in die Sinnen-, sondern in die intelligible Welt, in die der Noumene.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 149f.
Das Ich ist, wie es hier ... angesehen wird, etwas Intelligibles, ein Geistiges, es lässt sich bloß negativ bestimmen durch Abstraktion von der äußeren Anschauung. Die Form der äußeren Anschauung Raum und Zeit passt dar-auf gar nicht. Das Ich als ein geistiges ist ein Bestimmtes, das Bestimmbare dazu muss auch rein geistig sein, eine Masse des rein Geistigen (sit venia verbo, es wird sich unten zeigen als ein Reich vernünftiger Wesen, das Ich ist ein Teil dieses Masse; es wird sich unten zeigen, dass das Geistige sich teilen lasse.) Des Ich ist Vernunft und bestimmte Vernunft.
Das Bestimmbare dazu ist alle Vernunft (Wesen meiner Gattung), das Bestimmte bin ich (und da ich mir eine Sphäre des Vernünftigen entgegensetze:) Ich als Individuum.
Wir müssen hier das Bestimmbare und und Bestimmte gegen einander halten; entgegengesetzt sind sie sich darin: Das Bestimmte bin ich, das Bestimmbare bin ich nicht, ist Nichtich; gleich sind sie darin, dass beide gleich geistig sind (lediglich denkbar, Noumene).
Wie wird nun das bestimmte Ich, in welchem Sinne bin ich Ich, im Gegensatz gegen welche andere Wesen meinesgleichen?
Ich hat uns bisher bedeutet: in sich zurückgehende Tätigkeit, aber damit können wir jetzt nicht weiter auskom-men: dieses charakterisiert nur vernünftige Wesen vor anderen, vernunftlosen Objekten, auch wird sich in Zukunft zeigen, dass in sich zurückgehende Tätigkeit auch den organischen Naturprodukten zukommt. Wir müssen daher noch dieses hinzusetzen: dass mit der in sich zurückgehenden Tätigkeit der Gedanke derselben verbunden sei. /
Es entsteht aus der Bestimmtheit durch mich ein Gefühl, und aus diesem der Gedanke meiner selbst. Also ich finde mich als Objekt und bin mir selbst Objekt; aber ich kann mich unter keiner anderen Bedingung finden, als dass ich mich finde als Individuum unter mehreren geistigen Wesen. ...
Das Bestimmbare ist ein Reich vernünftiger Wesen außer mir. Aber vernünftige Wesen außer mir werden nur gedacht, um das Mannigfaltige zu erklären. Die Vernunft und den freien Willen Anderer außer mir nehme ich nicht wahr, ich schließe nur drauf aus einer Erscheinung der Sinnenwelt; sie gehören daher nicht in die Sinnen-, sondern in die intelligible Welt, in die der Noumene.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 149f.
Mein Ich ist kein Spiegel, sondern ein Auge.
Foto: Fabian Lackner, Fotocommunity
Das Ich der bisherigen Philosophen ist ein Spiegel, nun aber sieht der Spiegel nichts, darum wird bei ihnen das Anschauen, das Sehen nicht erklärt, es wird bei ihnen nur der Begriff des Abspiegelns gesetzt. Dieser Fehler kann nur gehoben werden durch den richtigen Begriff vom Ich. Das Ich der Wissenschaftslehre ist kein Spiegel, es ist ein Auge.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Nachschrift K. Chr. Fr. Krause, Hamburg 1982, S. 54
Wie kommt das Ich dazu, aus sich heraus zu gehen?
kartenkaufhaus
Unsere Frage könnte auch so heißen: Wie kommt das Ich dazu, aus sich heraus zu gehen? Diese Frage macht eigentlich den Charakter der Wissenschaftslehre aus. Die Lehre von der produktiven Einbildungskraft wird hier eine neue Klarheit und Festigkeit erlangen. Die gesamte Sinnenwelt wird durch sie hervorgebracht, nach ihren bestimmten Gesetzen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 78
Nota. - Wobei nie zu vergessen ist: Die Gesetze der Einbildungskraft waren nicht gegeben, bevor sie tätig wurde, sondern werden gesetzt, indem sie einbildet.
JE
Unsere Frage könnte auch so heißen: Wie kommt das Ich dazu, aus sich heraus zu gehen? Diese Frage macht eigentlich den Charakter der Wissenschaftslehre aus. Die Lehre von der produktiven Einbildungskraft wird hier eine neue Klarheit und Festigkeit erlangen. Die gesamte Sinnenwelt wird durch sie hervorgebracht, nach ihren bestimmten Gesetzen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 78
Nota. - Wobei nie zu vergessen ist: Die Gesetze der Einbildungskraft waren nicht gegeben, bevor sie tätig wurde, sondern werden gesetzt, indem sie einbildet.
JE
Das Ich ist zuerst unendlich, aber die Welt wird aus endlichen Einzelnen zusammengesetzt.
In der Deduktion hebt das Bewusstsein von mir selbst an als dem Bewusstsein eines Unendlichen, und nur dadurch, dass / ich das Unendliche nicht fassen kann, dadurch, dass sich mit der unendlichen Anschauung die Endlichkeit des empirischen Denkens verknüpft, werde ich mir zum Endlichen.
Umgekehrt, das Bewusstsein der Welt geht ja nicht aus von der Unendlichkeit, sondern von der Endlichkeit; meiner werde ich mir ganz bewusst, der Welt aber nicht als einer ganzen Welt, sondern einzelner Objekte. Ich fasse meine Begrenztheit auf, das die Absolutheit in sich Tragende kommt erst durch die Idee hinzu. Der Mensch des gemeinen Bewusstseins wohl findet sich ganz, die Welt aber nicht ganz, der Begriff des Universums wird erst allmählich zusammengesetzt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 222f.
Nota. - Darum kann das empirische Denken nur diskursiv sein, weil es eines an das andere knüpfen muss; was es wiederum nur darum kann, weil es sich selbst als ein unendlich Bewegtes vorkommt.
JE
Auch historisch entstehen das Ich und die Welt miteinander.
C. D. Friedrich, Der Wanderer über dem Nebelmeer, 1818
Für jene Urvölker, von denen wir noch Denkmäler haben, die ihre Erfahrungen noch wenig vereinigten, sondern die einzelnen Wahrnehmungen zerstreut in ihrem Bewusstsein liegen ließen, war keine solche wenigstens weit fortgehende Kausalität noch Wechselwirkung. Fast alle Gegenstände in der Sinnenwelt belebten sie und machten dieselben zu ersten freien Ursachen, wie sie selbst waren. Ein solcher Zusammen- hang hatte für sie nicht etwas keine Realität, sondern er war überhaupt nicht da für sie.
Wer aber seine Erfahrungen zur Einheit verknüpft, - und die / Aufgabe dazu liegt auf dem Wege der synthetisch fortschreitenden menschlichen Vernunft und musste über kurz oder lang aufgenommen werden, - der muss notwendig auf jene Weise verknüpfen, und für sie hat der dadurch gegebene Zusammenhang des Ganzen Realität.
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Grundlage der Naturrechts..., SW III, S. 25f.
Nota. - Das Ich ist nicht nur 'genetisch', nach der materialen Logik der auseinander hervorgehenden Vorstellun- gen, sondern auch empirisch-historisch das unvermeidliche Komplement der 'Welt'. Die Vorstellung vom autonomen Subjekt und die Vorstellung von einem durch allgemeine Gesetze formierten Universum bilden gemeinsam die mentale Basis für die Durchsetzung der bürgelichen Verkehrsweise in der Gesellschaft.
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Zu bemerken ist noch: Auch hier hat 'die synthetisch fortschreitende menschliche Vernunft' ihr Bewegungsgesetz in sich, schon ehe sie sich 'realisiert'. Nicht die wirklich miteinander verkehrenden Vernunftwesen finden fortschreitend zu immer höheren Synthesen (Kausalitätsprinzip...) und werden ipso facto zu solchen - zu Vernunftwesen -, sondern das Gesetz wirkt in ihnen.
(Dieses bitte als Kritik verstehen!
JE
(Dieses bitte als Kritik verstehen!
JE
Das Ich lässt sich nur negativ vorstellen.
lichtkunst.73 / pixelio.de
Das reine Ich lässt sich nur negativ vorstellen; als das Gegenteil des Nicht-Ich, dessen Charakter Mannigfaltigkeit ist – mithin als völlige absolute Einerleiheit; es ist immer Ein und ebendasselbe und nie ein anderes. ...
Das, was er ist, ist er zunächst nicht darum, weil er ist; sondern darum, weil etwas ausser ihm ist.
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Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, SW VI, S. 296
Das reine Ich lässt sich nur negativ vorstellen; als das Gegenteil des Nicht-Ich, dessen Charakter Mannigfaltigkeit ist – mithin als völlige absolute Einerleiheit; es ist immer Ein und ebendasselbe und nie ein anderes. ...
Das, was er ist, ist er zunächst nicht darum, weil er ist; sondern darum, weil etwas ausser ihm ist.
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Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, SW VI, S. 296
Es ist das, als was es sich setzt, und schlechthin nichts weiter.
Das Ich aber soll allen seinen Bestimmungen nach schlechthin durch sich selbst gesetzt, und demnach völlig unabhängig von irgend einem möglichen Nicht Ich seyn.
Mithin ist das absolute Ich, und das intelligente (wenn es erlaubt ist, sich auszudrücken, als ob sie zwei Ich ausmachten, da sie doch nur Eins ausmachen sollen) nicht Eins und ebendasselbe, sondern sie sind einander entgegengesetzt; welches der absoluten Identität des Ich widerspricht.
Dieser Widerspruch muss gehoben werden, und er lässt sich nur auf folgende Art heben: – die Intelligenz des Ich überhaupt, welche den Widerspruch verursacht, kann nicht aufgehoben werden, ohne dass das Ich abermals in einen neuen Widerspruch mit sich selbst versetzt werde; denn wenn einmal ein Ich gesetzt, und ein Nicht-Ich demselben entgegengesetzt ist, so ist auch, laut der gesammten theoretischen Wissenschaftslehre, ein Vorstellungsvermögen mit allen seinen Bestimmungen gesetzt.
Auch ist das Ich, insofern es schon als Intelligenz gesetzt ist, bloss durch sich selbst bestimmt, wie wir soeben erinnert und im theoretischen Theile erwiesen haben. Aber die Abhängigkeit des Ich, als Intelligenz, soll aufgehoben werden, und dies ist nur unter der Bedingung denkbar, dass das Ich jenes bis jetzt unbekannte Nicht-Ich, dem der Anstoss beigemessen ist, durch welchen das Ich zur Intelligenz wird, durch sich selbst bestimme. Auf diese Art würde das vorzustellende Nicht-Ich unmittelbar, das vorstellende Ich aber mittelbar, vermittelst jener Bestimmung, durch das absolute Ich bestimmt; das Ich würde lediglich von sich selbst abhängig, d. i. es würde durchgängig durch sich selbst bestimmt; / es wäre das, als was es sich setzt, und schlechthin nichts weiter, und der Widerspruch wäre befriedigend gehoben.
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Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre, SW Bd. I, S. 249f.
Ich bin nicht ohne Welt, und meine Welt ist nicht ohne mich.
HM Cancri
Ich bin nicht ohne Welt, und meine Welt ist nicht ohne mich.
Nun wird, woraufs ankommt, durch diese wechselseitige Beziehung auf einander, durch die Unzertrennlichkeit beider, beides auf eine gewisse Weise weiter charakterisiert. / Das NichtIch durchs erstere, das Ich, wird, weil, wie wir oben sahen, sein Handeln Dauer in der Zeit hat, durch die Zeit ausgedehnt, es ist zu aller Zeit, die nur gedacht wird. Zeit und Freiheit sind nur durch einander; nun wird, so gewiss das Ich durch die Zeit ausgedehnt wird, das NichIch als für sich bestehend mitgedacht, daher fällt es als Ding, als Noumen, auch mit in die Zeit und erscheint als seiend zu aller Zeit, weil das Ich da NichtIch immer bei sich führt...
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 223f.
Nota. - Ich und Welt sind Wechselbegriffe, wie F. das nennt. Der antike Kosmos ist eine Kugel, der Mensch ist darin, aber steht ihr nicht gegenüber: Sie käme auch ohne ihn aus. Nicht so die Welt - 'es gibt sie' nur als Widerpart eines Ichs, so wie es ein Ich nur als Widerpart der Welt gibt. Mit andern Worten, die Wissenschaftslehre war nur möglich als die Anthropologie des bürgerlichen Zeitalters.
JE
Ich bin nicht ohne Welt, und meine Welt ist nicht ohne mich.
Nun wird, woraufs ankommt, durch diese wechselseitige Beziehung auf einander, durch die Unzertrennlichkeit beider, beides auf eine gewisse Weise weiter charakterisiert. / Das NichtIch durchs erstere, das Ich, wird, weil, wie wir oben sahen, sein Handeln Dauer in der Zeit hat, durch die Zeit ausgedehnt, es ist zu aller Zeit, die nur gedacht wird. Zeit und Freiheit sind nur durch einander; nun wird, so gewiss das Ich durch die Zeit ausgedehnt wird, das NichIch als für sich bestehend mitgedacht, daher fällt es als Ding, als Noumen, auch mit in die Zeit und erscheint als seiend zu aller Zeit, weil das Ich da NichtIch immer bei sich führt...
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 223f.
Nota. - Ich und Welt sind Wechselbegriffe, wie F. das nennt. Der antike Kosmos ist eine Kugel, der Mensch ist darin, aber steht ihr nicht gegenüber: Sie käme auch ohne ihn aus. Nicht so die Welt - 'es gibt sie' nur als Widerpart eines Ichs, so wie es ein Ich nur als Widerpart der Welt gibt. Mit andern Worten, die Wissenschaftslehre war nur möglich als die Anthropologie des bürgerlichen Zeitalters.
JE
Ich kann das Mannigfaltige nur nacheinander auffassen - daraus entsteht die Zeit.
Ich bin überhaupt beschränkt, diese Beschränktheit macht mein Wesen aus (meinen einen und unteilbaren Zustand in alle Ewigkeit, wenn Ewigkeit heißt Negation der Zeit), und über diese darf nicht weiter gefragt werden, dies ist meine erste Beschränktheit.
Nun wird aber von einer Veränderung der Beschränktheit geredet. Ich bin beschränkt im Auffassen meines Zustandes, das ich nur diskrete Quanta auffassen kann, über diese Beschränktheit kann ebenfalls nicht weiter gefragt werden. Z. B. ich kann nur durch die fünf Sinne auffassen, und mit jedem Sinn nur das, was ihm zukommt. Dies ist die Beschränktheit im Auffassen meines Zustandes. (Mein ganzes Bewusstsein ist nur ein Nach- und Nach-Entstehen und An-/bauen, es ist nur ein Analyse dessen, was schon da ist, so gewiss ich da bin.)
(Ist einmal das Auffassen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist.)
Der Grund, dass ich nur diskrete Größen auffassen kann, liegt ganz in mir. Es lässt sich nicht darüber hinausgehen. Es lässt sich nur sagen: So ist es, so finden wir uns, a priori kann der Philosoph nichts darüber ausmachen. Er kann bloß sagen, wenns nicht so wäre, könnte ich kein Bewusstsein setzen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 135f.
Die Brücke zwischen Ich und Welt ist der Begriff der Kraft.
[Der Begriff von Kraft] ist kein bloß sinnlicher und kein bloß intelligibler Begriff, sondern beides zum Teil. Der Stoff, die Willensbestimmung ist intelligibel, die Form aber, in welche meine Sinnesbestimmung fällt, die Zeit, ist sinnlich. Er ist die Brücke zwischen der intelligiblen und sinnlichen Welt, das, wodurch das Ich heraus- und zu einer Sinnenwelt übergeht.
Durch ihn stellt sich das Ich vor sich selbst als Objekt hin und knüpft sein Bewusstsein an eine objekive Welt. So werde ich mir zu einem Objekte, zu einem Gegenstand der Wahrnehmung, und an die Objektive knüpft sich mir eine Sinnenwelt an; von da geht alle Ansicht der Welt aus.
Darin lag der Fehler aller bisherigen Philosophen, dass man diese Erkenntnis als übersinnlich ansah; da doch unser Bewusstsein von der Wirklichkeit anhebt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 131
Die Zeit entsteht nur im Ich.
Die Ursache und Wirkung sind gleichzeitig, durch den Begriff der Kausalität entsteht keine Zeit, in der Natur entsteht sonach keine Zeit, die Zeit entsteht nur im Ich, in dem Begriffe der Substanzialität - auf das Ich angewendet, in dem Durchlaufen der Handlungsmöglichkeiten durch die Einbildungskraft; dadurch, dass das Ob- jekt bloß Objekt für das handelnde Ich ist, wird ersteres mit durch die Zeit ausgedehnt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 224
Am Ich ist nichts anschaubar als sein Übergehen.
Es entsteht also eine Veränderung im Zustande des Ich. / Es sind sonach vorhanden zwei Gefühle A und B (bloße Gefühle der Beschränktheit); was nach dem vorigen Paragraphen aus dem Gefühle überhaupt, und hier aus dem Gefühle A erfolgt, das muss auch in dem Gefühle B erfolgen. Da aber die Gefühle A und B verschieden sind, so muss auch alles, was aus ihnen erfolgt, verschieden sein. Dies eröffnet uns eine wichtige Aussicht, welche sich uns über das Innere des menschlichen Geistes mehr verbreitet [sic].
Vor der Hand ists uns um die Vereinigung dieser verschiedenen Gefühle im Bewusstsein zu tun. Dies wird uns weiter führen.
Oben Paragraph 6 hatten wir eine ähnliche Frage aufgeworfen: wie das Mannigfaltige des Gefühls auf einander bezogen und und unterschieden werden könne. Dies hat die materiale Schwierigkeit gelöst, nicht aber die formale: Worin werden denn die zwei Zustände vereinigt? Wenn ich sage: Das Gefühl A, beziehe ich mich auf meinen ganzen Zustand; so B. Mein Zustand ist in A und B ganz, nur dass jetzt ein A, dann ein B abgerechnet ist, dann habe ich einen Faden, woran ich A und B festhalte. Aber woran halte ich diesen Faden fest? Wir haben ein was, aber kein wie, das diesen Zustand festhält.
Man sehe die Vereinigung an als die Vereinigung der entgegengesetzten Gefühle A und B, oder als entgegengesetzte Zustände an [sic]. Das ganze System der Sensibilität kann nicht gefühlt werden, denn sie ist nichts Po-sitives, sondern lediglich ein Verhältnis. Aber schon oben haben wir gefunden, dass die Tätigkeit des Ich nur angeschaut werden kann als ein Übergehen vom Bestimmbaren zum Bestimmten. Man kann daher auch sagen, in Absicht des Ich ist nichts anschaubar als das Übergehen.
Also jenes Übergehen, das nicht gefühlt werden kann, weil es nichts Positives ist, müsste etwa angeschaut wer-den; wir wissen aber noch nicht, wie oder ob eine solche Anschauung möglich sei. Wir wissen nur, dass sie nicht gefühlt werden könne. Doch aber muss, wenn der Übergang da sein soll, dieser für das Ich da sein.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 88f.
Nota. – "Nichts Positives, sondern lediglich ein Verhältnis": Dies ist festzuhalten. Nichts Positives, sondern lediglich ein Verhältnis ist das System der Sensibilität. Das bezieht sich auf unsere tatsächliche Sinnlichkeit. In der Tat fühlen wir nicht unsere Gesamtbefindlichkeit, sondern immer nur das, was sich daran ändert und aus dem Verhältnis als Einzelnes heraustritt.
Nichts Positives, sondern nur ein Verhältnis ist aber 'das Ganze' überhaupt. Das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile, heißt es seit Aristoteles. In seiner organologischen, fast animistischen Vorstellungswelt hat er zwischen Realem und Idealem nicht unterschieden. So aber Fichte: Idealiter ist 'das Ganze' nicht mehr als die Summe seiner Teile, sondern etwas anderes; nämlich ein Verhältnis – kein Was, sondern ein Wie. Als solches 'erscheint' es erst auf einer höheren Reflexionsebene; 'mehr' ist ein völlig unpassender Ausdruck.
JE
Das Ich ist gleichsam ein System.
Was bedeuten nun die Ausdrücke: Wahrheit, Realität, objektive Gültigkeit? Diese Ausdrücke kommen nur den- jenigen //106// Vorstellungen zu, welche aus dem Gefühl oder aus dem ersten Zustand erfolgen würden, wenn die ideale Tätigkeit notwendig bestimmt würde; wenn das Gefühl notwendige Ursache der Vorstellung wäre. Wenn eine Last auf einen Gegenstand drückt, so ist für den Gegenstand ein Druck notwendig vorhanden. Aber wenn ein Gefühl gesetzt ist, so erfolgt nicht notwendig eine Anschauung; denn das Anschauende ist frei, es könnte auch nicht reflektieren. Wenn es aber reflektiert, so erfolgt die Anschauung notwendig.
In der Wahrheit kommt sonach das Ich ungeteilt vor, gleichsam als ein System, wo aus einem alles andre not- wendig folgt. Aus dem Zustande des Gefühls folgt eine gewisse Anschauung, und dies ist Wahrheit. Wenn ich mir aber etwas erdichte, so geht der Zustand des Gefühls und der Anschauung jedes seinen eigenen Weg, in sofern ist das Ideale und das Fühlende gleichsam von einander gerissen, und dann ist meine Vorstellung keine Wahrheit. Wahrheit ist Übereinstimmung mit uns selbst, Harmonie.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 105f.
Nota. - Ichheit und Wahrheit sind hiernach Wechselbegriffe: Wo Gefühl und Anschauung zu systemischer Übereinkunft kommen - was sich freilich praktisch erweisen muss -, reden wir von Wahrheit, eigentlich: Wahr- haftigkeit; statt veritas sozusagen vericitas.
Und umgekehrt kann von Ichheit nur die Rede sein, wo "Übereinstimmung" gegeben ist; wo Gefühl und Anschauung 'jedes seinen eigenen Weg geht', ist das Ich gespalten, und also keines.
JE
Nota.- Die obigen Fotos gehören mir nicht. Wenn nicht anders angezeigt, habe ich sie im Internet gefunden. Sollten Sie einer der Eigentümer sein und deren Verwendung sn dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Mitteilung auf diesem Blog.
JE
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