Dienstag, 8. März 2016
Die intellektuelle Anschauung.
Die Identität des Gesetzten und des Setzenden ist absolut, sie wird nicht gelernt, nicht erfahren, sie ist das, was erst alles Lernen und Erfahren möglich macht. Das Ich ist gar nicht Subjekt, sondern Subjekt-Objekt: Sollte es bloß Subjekt sein, so fällt man in die Unbegreiflichkeit des Bewusstseins, soll es bloß Objekt sein, so wird man getrieben, ein Subjekt außer ihm zu suchen, das man nie finden wird. Ich, Subjekt, Seele und Gemüt ist nicht dasselbe. Subjekt ist das Ich, inwiefern es etwas setzt in der Vorstellung.
Das Ich setzt sich schlechthin. Dass es sich im unmittelbaren Bewusstsein als Subjektobjekt setze, ist unmittel- bar, es kann keine Vernunft darüber hinausgehen; über die anderen Bestimmungen, die im Bewusstsein vor-kommen, lassen sich Gründe angeben, von dieser aber nicht. Das unmittelbare Bewusstsein ist selbst der erste Grund, der alles andere begründen soll, bis zu ihm muss man gehen, wenn unser Wissen einen Grund haben soll.
Wir müssen von diesem Grunde wissen, denn wir sprechen davon, wir kommen dazu durch unmittelbare An- schauung, wir schauen unsere unmittelbare Anschauung selbst wieder unmittelbar an; dies wäre unmittelbare Anschauung der Anschauung. Es ist also reine Anschauung des Ich als Subjekt-Objekt möglich, eine solche heißt, da sie keinen Stoff an sich hat, mit Recht: intellektuelle Anschauung.
_________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 31
Nota. - An anderer Stelle habe ich als ersten, letzten Grund unseres Vorstellens und Denkens die Idee des 'Wahren' oder 'Absoluten' bezeichnet, das habe ich nicht vergessen. Es scheint das genaue Gegenteil zu besagen; tut es auch, denn es handelt sich um zwei einander entgegengesetzte Betrachtungsweisen: Hier spricht der Transzen- dentalphilosoph, der den wirklichen vorstellenden Individuen zusieht und berichtet, was er sie tun sieht; dort ist die Rede von ebendiesem Individuum, das in seine tatsächlichen Vorstellungen Sinn und Ordnung bringen will. JE
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen