Donnerstag, 4. Mai 2017

Aus der Aufforderung in mir muss ich auf freie Wesen außer mir schließen.



3) Diese Aufforderung, die ganz beschrieben ist, muss, versteht sich, im wirklichen Bewusstsein erklärt werden. Sie lässt sich nur erklären durch ein freies Handeln außer mir. (Ich knüpfe an das Bestimmte ein Bestimmbares und Bestimmendes an. Dies ist nach Denkgesetzen nur ein Phänomen, so hier: An diese Aufforderung knüpfe ich etwas an, das heißt erklären.) Der Beweis beider Behauptungen hängt zusammen. Die Aufforderung ist, für sich betrachtet, ein Bestimmtes, obwohl das mir Gegebene zu meinem Handeln sich verhält wie ein Bestimm- bares; z. B. bei der Frage ist die Frage in Beziehung auf meine Antwort ein Bestimmbares, aber ist doch an sich auch etwas Bestimmtes, indem er dies und nichts anderes fragt. -

Die Aufforderung liegt demnach in der Mitte und kann als bestimmt und bestimmbar gefasst werden, sie ist relativ. Sehen wir sie als Bestimmte an. so muss ein Bestimmbares hinzugesetzt werden. Was ist nun das Be- stimmbare dazu und das Bestimmende? Nichts als ein Handeln ist das Bestimmende, da in diesem Zustand nur ein Handeln gedacht wird. Es wird sonach ein wirkliches freies Handeln außer mir gedacht als der Grund von der in mir vorkommenden Aufforderung. Dieses wirlich Bestimmende und Bestimmbare ist ein wirkliches frei- es Wesen außer mir, da das Gefundene ein Handeln sein soll, welches lediglich aus einer freien Intelligenz er- klärt werden kann.

Der gemeine Menschenverstand schließt auf der Stelle so, und hier hat er das volle Recht, so zu sagen, da er im Gebiete der Erscheinung steht, denn die Aufforderung ist ein Phänomen. Scholastisch ausgedrückt ist hier ein Übergehen von dem Bestimmten zu dem Bestimmbaren, und in die Mitte würde das Bestimmende gesetzt, welches den Übergang vom Bestimmbaren zum Bestimmten macht. Also von dieser Aufforderung wird not- wendig geschlossen auf eine Intelligenz außer mir. Das Handeln derselben erscheint in mir, sie selbst aber nicht, sie ist also ein //231// bloßes Noumen.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 231f.


Nota. - In der Deduktion wurde aus dem 'Herausgreifen der Individualität' auf die 'Absolutheit des Vernunft- reichs' geschlossen in Gestalt einer 'Reihe vernünftiger Wesen außer mir'. Aus der Reihe vernünftiger Wesen wird erklärt die 'Aufforderung zu freier Tätigkeit'. Bis dahin war es spekulative Konstruktion. Sie muss sich darin bewähren, dass sich die 'Aufforderung' im wirklchen Bewusstsein als Wahrnehmung auffinden lässt. - Dies sei hier geschehen.

Nota II. - Gemeiner Menschenverstand ist die Vernunft, wo immer sie sich mit Phänomenen beschäftigt - ob in der theoretischen Physik oder beim Kaffeekochen. Philosophie ist sie, sobald sie kritisch wird - zwischen Phä- nomenen und Noumenen unterscheidet - und den transzendentalen Standpunkt einnimmt.
JE







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