n3po
Man fasse das
Fortschreiten im Bestimmen als Stufengang auf. Auf jeder Stufe
hinterlässt das lebendige Vor- stellen als ein Caput mortuum, als
'Gedächtnisspur', einen Begriff. Aber nicht auf den Begriff wird
aufgebaut, er 'ruht' ja und bewegt sich nicht. Fortgeschritten wird
immer nur im lebendigen Vorstellen. Die Begriffe werden jeweils abgelegt - und wie dann daraus im Verkehr des vernünftigen Wesen untereinander ein reelles System als Bild der Welt entsteht, geht die Transzendentalphilosphie nicht mehr an.
Nicht die Begriffe sind das Wahre der Vorstellung, sondern das Vorstellen ist das Wahre des Begreifens.
Die Darstellung muss, das wiederholt Fichte immer wieder, diskursiv verfahren
- also in paradoxaler Form das lebendige Vorstellen durch Verknüpfung
ruhender Begriffe beschreiben. Sie kann das Paradox nicht vermeiden,
sondern immer wieder nur daran erinnern.
Fichte führt nun stets
den Stufengang des Bestimmens als lebendiges Vorstellen vor. Aber sein
Vorgehen ist ja ein doppeltes: Das reale Vorstellen ist stets von der
idealen Anschauung begleitet - es wird reflektiert. Und beim Reflektieren stößt es - nein: er, Fichte - wieder auf die abgelegten Begriffe. Aber die macht er jetzt doch
zum Prüfstein und Maßstab des Vorstellens, wenn er nämlich jedesmal
darlegen will, dass und wie die neue Vor- stellung schon in der ihr
vorangegangenen Vorstellung unbemerkt angelegt und vorausgesetzt war: Dann destilliert er nämlich aus der Definition des vorangegangenen Begriffs die Bestimmung der neuen Vorstellung.
Entsprechend konstruiert wirkt daher manch eine seiner Deduktionen; er entwickelt dann
nicht eine Vorstellung aus der andern, sondern kombiniert Begriffe. Das
jeweils im einzelnen Fall auseinanderzulegen ist mühselig, es schwirrt
einem der Kopf. Es wäre schon ein Wunder, wenn Fichte sich nicht
gelegentlich verheddert hätte; zu- mal er die Unterscheidung selber nie
so scharf ausgesprochen hat.
27. 12. 16
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen